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Erlösungskrieg: Netanjahu will neuen Namen für Gaza-Krieg

Die Benennung des jüngsten Krieges Israels gegen die Hamas ist in Israel ein Politikum. Als “Operation Eiserne Schwerter” bekanntgeworden, soll er künftig “Erlösungskrieg” heißen. Kritiker wittern Verschleierungstaktik.

Der jüngste Krieg Israels gegen die Hamas soll einen neuen Namen bekommen. “Heute lege ich der Regierung den Vorschlag zur Genehmigung vor, dem Krieg einen offiziellen Namen zu geben: ‘Der Krieg der Erlösung'”, erklärte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu laut seinem Büro zu Beginn der wöchentlichen Kabinettssitzung (Sonntag). Es ist nach Dezember 2023 und Oktober 2024 der dritte Versuch Netanjahus, den ursprünglichen Namen des Kriegs “Eiserne Schwerter” zu ersetzen.

Die Militärkampagne seit der “Katastrophe des 7. Oktober”, dem Terrorangriff der palästinensischen Hamas auf Israel im Jahr 2023, sei eine “direkte Fortsetzung des Unabhängigkeitskrieges”, so Netanjahu. Er kündigte an, dass Auszeichnungen für Soldaten “den offiziellen Namen ‘Krieg zur Erlösung’ tragen” werden. Das Regierungskabinett stimmte dem Vorschlag mit großer Mehrheit zu, wie israelische Medien berichteten.

In seiner hebräischen Ansprache benutzte Netanjahu das Wort “Tekumakrieg”, das von zahlreichen Medien auch mit “Wiederbelebungskrieg” übersetzt wurde. Die offizielle Übersetzung seines Büros lautete hingegen “Erlösungskrieg”.

Bereits im Dezember 2023 hatte Netanjahu laut Berichten eine Umbenennung in “Krieg der Thorafreude (Simchat Torah)”, “Genesis-Krieg” oder “Krieg des 7. Oktober” angeregt. Im Oktober 2024 unterbreitete er seinem Kabinett den Vorschlag “Wiederbelebungskrieg” (Tekumakrieg). Dies werde der Natur des Konflikts, der ein Krieg um die Existenz Israels sei, besser gerecht. Netanjahu stieß dabei auf Ablehnung aus Regierungsreihen. Der vorgeschlagene Name sei zu nah an der Bezeichnung für den Unabhängigkeitskrieg 1948.

Grundsätzlich gegen eine Umbenennung äußerte sich wiederholt Oppositionsführer Yair Lapid. Ein neuer Name könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass unter Netanjahus Führung “die schlimmste Katastrophe seit der Gründung des Landes über das israelische Volk hereingebrochen” sei. “Wenn überhaupt, dann war es der ‘Krieg der Schuld’, benannt nach all denen, die versuchten, sich der Verantwortung zu entziehen, und dabei scheiterten”, so Lapid laut Berichten.

Kritiker warfen Netanjahu auch vor, die Deutungshoheit über den Krieg zu beanspruchen. Unterstützer lobten unterdessen den neuen Namen, der darauf abziele, dem israelischen Volk Vertrauen einzuflößen und zu zeigen, dass man erhobenen Hauptes aus dem Krieg gehe, “während unsere Feinde vor uns fallen”, so etwa Kommunikationsminister Schlomo Karhi.

Frühere Beispiele für die nachträgliche offizielle Umbenennung für Kriege Israels sind etwa die beiden Libanonkriege.