Epiphaniasempfang Loccum: Das erwarten Promis von der Kirche

Was erwarten Menschen vom ehemaligen Bundespräsidenten bis zum niedersächsischen Ministerpräsidenten von der Kirche? evangelische-zeitung.de hat sich beim traditionellen Epiphaniasempfang umgehört.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil spricht mit den Landwirten
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil spricht mit den Landwirtenepd-bild/ Jens Schulze

Ohne die Kirche wäre das gesellschaftliche Leben ärmer. „Wir haben beim Hochwasser wieder deutlich gemerkt, wie wichtig unsere Zusammenarbeit
ist“, sagt Olaf Kapke, der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen. Die psychosoziale Versorgung der Betroffenen und Helfenden sei ohne die seelsorgerliche Unterstützung der Kirche kaum denkbar, lobte der höchste Feuerwehrmann Niedersachsens. „Wir sind eng beieinander. Das braucht die Gesellschaft.“

Auch  Niedersachsens Ministerpräsident sieht die Kirche als wichtige gesellschaftliche Kraft. Angesichts vieler Veränderungen solle sie auf das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit und Orientierung eingehen, sagte Stephan Weil in seiner Ansprache zum Epiphaniasempfang im Kloster Loccum. Dazu hatte die Landeskirche Hannovers vor Kurzem hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft eingeladen. Am Rande wurde die Begegnung begleitet von den Protesten der Landwirte.

Mehr gesellschaftliches Engagement oder mehr Seelsorge?

Viele der Gäste wünschten sich ein deutlich wahrnehmbares gesellschaftspolitisches Engagement von der Kirche. „Sie muss Themen wie Klimaschutz und Migration aufgreifen“, sagte Peter Sperlich, Präsident des Bremer Oberverwaltungsgerichts. Dabei solle sie die positiven Aspekte hervorheben und nicht „ins Horn der Krise“ blasen.

Ähnlich sieht es Haydar Gencer: „Kirche muss bei Antisemitismus und Rassismus Stellung beziehen und selbst ein gutes Beispiel für das Zusammenleben aller Menschen geben“, so der ehemalige Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde in Hannover. Auch bei Themen wie Armut und Arbeitslosigkeit solle die Kirche Stellung beziehen.

Anderen wie Karl-Friedrich Meyer vom Landvolk Niedersachsen geht das politische Engagement vieler Vertreterinnen und Vertreter von Kirche hingegen zu weit. „Sie sollten sich nicht von weltpolitischen Fragen treiben lassen, sondern sich um die Seelsorge kümmern. Sonst geht der Mensch verloren“, ist der Landwirt und Kirchenvorsteher aus Tündern im Weserbergland überzeugt.

Bundespräsident a.D. wünscht der Kirche mehr Selbstbewusstsein

So umstritten politische Stellungnahmen der Kirche sind, so eindeutig ist für viele Befragte die Herausforderung, vor der Kirche steht. Ilse Lohmann spricht für viele, wenn sie sich eine Kirche wünscht, die einladend und zuhörend ist. „Wir brauchen mehr Kontakt zu den Menschen“, so die Richterin am Bundesgerichtshof. Mehr Offenheit wünscht sich auch Katja Sauer, die stellvertretende Pressesprecherin der niedersächsischen Landesregierung.

„Viele haben den Eindruck, Kirche ist ein geschlossener Verein. Aber das stimmt gar nicht.“ Auch Elmar Pfülb, der Präsident des Bundessortenamtes in Hannover, wünscht sich mehr Kontakt der kirchlichen Verantwortlichen zum Lebensalltag der Menschen: „Vor allem zu denen, die sonntags nicht im Gottesdienst sind.“

Mehr Selbstbewusstsein wünscht der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff der Kirche. Außerdem solle die Kirche ihre Arbeit in Kitas und Schulen stärken, „denn sie muss mitten im Leben sein“.