EKD-Vertreterinnen: Auch Christen standen nicht gegen Nazis auf

Am Internationalen Holocaust-Gedenktag hat die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, auf das Versagen auch von Christen in der NS-Zeit hingewiesen. „Auch den meisten Christinnen und Christen fehlte Wille, Kraft und Mut, um aufzustehen und gegen das Nazi-Regime aufzubegehren. Das beschämt bis heute“, erklärte Fehrs am Samstag in Hannover. In die Trauer um die Millionen ermordeter Menschen, zerbrochener Leben und zerstörter Träume mische sich das Entsetzen, dass die damalige Gesellschaft die NS-Schreckensherrschaft nicht aufgehalten habe.

Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, betonte, dass das Erinnern auch einen Blick auf Gegenwart und Zukunft richte. „Menschenverachtende Ideologien, ja Hass und Menschenfeindlichkeit sind nicht nur historische Phänomene. Als Kirche sind wir verpflichtet, eine klar vernehmbare Stimme gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung zu sein. Extremistische, rassistische, und völkisch-nationalistische Einstellungen schlagen Gott ins Gesicht.“

Fehrs und Heinrich verwiesen auf die Beschlüsse der EKD-Synode von November 2023. Demnach sind christlicher Glaube und Antisemitismus unvereinbar, und bei Antisemitismus handele es sich um eine Form der Gotteslästerung. Mit Blick auf die jüngsten Proteste gegen Rechts sagte Fehrs, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger „die besten Bollwerke gegen Fanatismus“ seien. „Sie sind die wichtigsten Stützen einer wehrhaften Demokratie.“ Heinrich mahnte zudem eine energische Verfolgung von rassistisch, antisemitisch, antimuslimisch und queerfeindlich motivierten Straftaten an.