EKD-Ratsvorsitzende: Soldaten schützen Demokratie, Recht und Freiheit

Frieden bedeutet laut Annette Kurschus nicht nur Waffenstillstand. Um Recht, Demokratie und Freiheit zu schützen, brauche es Soldaten.

Annette Kurschus (Archivbild)
Annette Kurschus (Archivbild)Jürgen Blume / epd

Berlin. Die Ratsvorsitzende der EKD, Annette Kurschus, hat Soldatinnen und Soldaten für deren Eintreten für eine demokratische Gesellschaft gedankt. Sie hätten bewusst das „Kriegshandwerk gelernt“, um Demokratie, Recht und Freiheit zu schützen, sagte Kurschus beim Sommerfest der evangelischen Militärseelsorge in Berlin. Ohne dies könne kein Friede sein. „Frieden ist nicht allein Waffenstillstand“, sagte die westfälische Präses. Frieden sei, wenn Menschen frei leben könnten und in ihren Rechten geschützt seien.

Dies zu tun, sei der einzige Zweck des Soldatenberufs. Die Ratsvorsitzende forderte Soldatinnen und Soldaten dazu auf, stets ihrem Gewissen zu folgen. „Werfen Sie Ihr Gewissen nicht weg, werfen Sie Ihre Liebe zur Demokratie nicht weg“, sagte sie.

„Kleine beherzte Verteidigung“

Gleichzeitig forderte die Theologin auch die zivile Gesellschaft auf, die Demokratie zu verteidigen, wenn sie in alltäglichen Situationen verächtlich gemacht wird, etwa auf der Straße, bei Facebook oder im Fußballstadion. Die kleine, beherzte Verteidigung verhindere womöglich, dass die große, bewaffnete Verteidigung notwendig werde, sagte Kurschus.

Bernhard Felmberg
Bernhard FelmbergChristian Ditsch / epd

Kurschus räumte ein, wäre sie Soldatin, würde ihr die derzeitige Situation schlaflose Nächte bereiten. Zu wissen, dass mitten in Europa gekämpft, getötet und gestorben werde, sowie die Angst, dass dies nicht begrenzbar bleibe, müsse Soldaten beschäftigen, sagte sie.

Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg sagte, dass der Krieg in der Ukraine die deutschen Soldatinnen und Soldaten stark bewege. „Auch die Bundeswehr hat sich in diesem halben Jahr verändert“, sagte Felmberg anlässlich seines Sommerempfangs. Die Eskalation bringe neue Aufgaben und Risiken. Die Soldatinnen und Soldaten zeigten Präsenz an den Grenzen des Bündnisgebietes. Innerhalb kürzester Zeit habe sich in der Bundeswehr das Denken über die Bundeswehr verändert, weil ein Krieg zwischen benachbarten Staaten mitten in Europa wieder denkbar geworden sei. Munitionsdepots würden aufgefüllt und Bundeswehrangehörige darüber nachdenken, was der Verteidigungsfall für sie und ihre Familien bedeuten würde.

Umdenken in der Bundeswehr

Der EKD-Militärbischof sieht aber auch außerhalb der Bundeswehr ein Umdenken. „Die Gesellschaft erkennt nun stärker, welch wichtigen Dienst Soldatinnen und Soldaten für unsere Freiheit und Sicherheit tun“, sagte er.

Die Pfarrerinnen und Pfarrer der Militärseelsorge sind Ansprechpartner und Seelsorger für Bundeswehrangehörige im Inland und begleiten auch Auslandseinsätze. In der Bundeswehr gibt es evangelische und katholische Militärseelsorger, seit dem vergangenen Jahr auch eine jüdische Militärseelsorge. (epd)