EKD-Ratsvorsitzende Fehrs: Wir wollen Menschen schützen

Der Umgang mit sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche bleibt aus Sicht der amtierenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, eine große Herausforderung. „Wir versuchen nach Kräften, Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, gerecht zu werden“, sagte die Hamburger Bischöfin am Sonntag in Würzburg zu Beginn der Jahrestagung des evangelischen Kirchenparlaments.

Im Januar hatte ein unabhängiges Forscherteam die ForuM-Studie zu Ursachen und Ausmaß sexualisierter Gewalt in der EKD und der Diakonie vorgelegt. Darin zählten die Forschenden mindestens 1.259 Beschuldigte, darunter 511 Pfarrer, und mindestens 2.225 Betroffene. Daneben stellten die Forschenden aber auch Mängel im Umgang mit Missbrauchsfällen und Betroffenen fest. Die Ergebnisse der Studie und Maßnahmen im Kampf gegen Missbrauch sind am Montag Thema bei der Synodentagung.

Fehrs sagte in ihrem Bericht vor den 128 Delegierten: „Wir versuchen, glaubwürdig aufzuarbeiten und systemische Gefahren zu erkennen, wollen Menschen schützen. Dabei machen wir auch Fehler.“

Sie ging auch auf den Rücktritt von Annette Kurschus als Präses der westfälischen Kirche und EKD-Ratsvorsitzende ein. Kurschus hatte die Ämter im vergangenen November niedergelegt. Auslöser waren Vorwürfe gegen sie wegen einer mangelhaften Kommunikation in einem mutmaßlichen Fall sexuellen Fehlverhaltens eines Bekannten. Die zuständige Staatsanwaltschaft stellte die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den Mann ein, da die mutmaßlichen Missbrauchsfälle entweder verjährt oder die Betroffenen damals nicht mehr minderjährig waren.

Die Krise im vergangenen Jahr habe alle an die Grenzen gebracht, sagte Fehrs. „Im Rückblick müssen wir sagen: Wir haben alle Fehler gemacht – nicht allein Annette Kurschus -, insbesondere im Bereich der internen Kommunikation“, räumte Fehrs ein und dankte Kurschus für ihren Einsatz für die EKD. Kurschus habe Verantwortung übernommen, aber sie sei nicht allein verantwortlich für die Entwicklungen im vergangenen Jahr.

Noch bis Mittwoch tagt die Synode der EKD in Würzburg. Auf der Tagesordnung steht am Dienstag auch die Wahl für den Ratsvorsitz, den Fehrs regulär für die nächsten drei Jahre übernehmen möchte.