EKD-Präses kritisiert Entfernung von Geflüchteten-Ausstellung

Eklat in Pirna: Noch vor Eröffnung einer Ausstellung über Geflüchtete in Sachsen hat der örtliche Landrat die Schau wieder abbauen lassen. Eine Spitzenvertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland ist empört.

Auf die Entfernung einer Ausstellung über Geflüchtete im sächsischen Landratsamt Pirna hat die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, mit Empörung reagiert. Sie habe für die Entscheidung des Landrats Michael Geisler (CDU) “null Verständnis”, erklärte sie am Donnerstag in Hannover. “Will man hier die Augen vor den Herausforderungen der Realität verschließen? Gerade wenn Besucherinnen und Besucher Unverständnis über Zitate von Flüchtlingen geäußert haben, ist der Dialog doch ganz offensichtlich umso notwendiger.”

Die Wanderausstellung dokumentiert mit Fotos und Interviews das Leben von 35 Geflüchteten, die in Schwarzenberg und Umgebung Zuflucht gefunden hatten. Ursprünglich sollte sie kommenden Mittwoch im Rahmen der “Interkulturellen Woche” eröffnet werden. Das Landratsamt hatte die vorzeitige Abhängung damit begründete, dass die Schau “bereits in den ersten Stunden nach ihrem Aufhängen” bei Besuchern und Mitarbeitern des Amts “polarisiert” und “für eine aufgeheizte Stimmung unter den anwesenden Betrachtern” gesorgt habe.

Heinrich erklärte: “Nur durch Begegnung gibt es die Chance, etwas voneinander zu erfahren und Vorurteile abzubauen. Die Ausstellung einfach abzuhängen und damit die Perspektiven der Geflüchteten ausblenden zu wollen, ist entweder ein Akt der Hilflosigkeit oder purer Populismus. Geflüchtete sind Teil der Gesellschaft.” Ihre Lebensrealität und ihre Sorgen zu ignorieren, trage gerade nicht dazu bei, dass das Zusammenleben besser werde. “Wer in politischer Verantwortung steht, muss den Mut zum Dialog haben und als Repräsentant einer Behörde Missstände beheben, egal wen sie betreffen.”