Einhorn

Das Einhorn ist wie Greif, Sphinx oder Drachen ein Fabelwesen. Die Fantasie der Menschen beflügelt es seit fast 5.000 Jahren, die Ursprünge des Mythos liegen in China und Indien. Dargestellt wird es meist als hirsch- oder pferdeähnliches Tier. Charakteristisch ist das einzelne Horn in der Stirnmitte. Bis in die Neuzeit hinein war die Vorstellung verbreitet, dass es Einhörner tatsächlich gibt. So heißt es in Herders Conversations-Lexikon von 1854, es handele sich um „ein Thier, über dessen Existenz man bis jetzt noch nicht völlig im Gewissen ist“.

Als wichtigster Nachweis für das Einhorn galten lange Zeit die „Einhornhörner“, die oft in Klöstern, Kathedralen oder an Königshöfen aufbewahrt wurden. In Wahrheit handelte es sich zumeist um die Stoßzähne von männlichen Narwalen. Das größte Exemplar der Welt mit 2,74 Metern Länge wird heute im Deutschen Ledermuseum in Offenbach aufbewahrt.

In der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte hat das Einhorn zahlreiche Spuren hinterlassen. In der Malerei griffen etwa die Renaissancekünstler Albrecht Dürer oder Hieronymus Bosch auf das Motiv zurück. In der Literatur reicht das Spektrum vom Märchen des tapferen Schneiderleins, das ein Einhorn fangen muss, bis zu moderner Fantasy-Literatur wie dem Bestseller „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Die Familie des Dichters Friedrich Schiller führte das Einhorn in ihrem Wappen, ebenso wie zahlreiche Städte, darunter etwa die niederländische „Einhornstadt“ Oostburg.