Einer der umstrittensten Politiker Südamerikas

Rund 16 Jahre war Perus Ex-Präsident Alberto Fujimori wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen in Haft. Erst im vergangenen Dezember kam er endgültig frei. Danach hatte er offenbar noch große Pläne. Bei der nächsten Präsidentschaftswahl 2026 wollte er laut seiner Tochter Keiko noch einmal antreten.

Nun ist der umstrittene Ex-Präsident tot. Fujimori starb im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in Lima, wie seine Tochter am Mittwoch (Ortszeit) auf der Internetplattform X mitteilte.

In Peru ist die Regierungszeit Fujimoris (1990 bis 2000) immer noch präsent, denn er hat das Land tief gespalten. Zwar erlebte der Andenstaat in diesen Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung und besiegte die hohe Inflation. Auch gelangen Fujimori Erfolge gegen linksterroristische Guerillagruppen.

Doch er paktierte zugleich mit der Drogenmafia, schickte Todesschwadronen gegen Andersdenkende, setzte Menschenrechte außer Kraft und löste das Parlament auf. Zudem ordnete er an, Zehntausende indigene Frauen zwangssterilisieren zu lassen.

Ende der 1980er Jahre hatte der Sohn japanischer Einwanderer als Universitätsrektor die politische Bühne betreten. Seine Gegner bezweifelten stets, dass Fujimori in Peru geboren wurde. Andernfalls hätte er nie für die Präsidentschaft kandidieren dürfen. 1990 gewann Fujimori überraschend die Wahl gegen den Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa. Unter anderem mit Privatisierungen und einem Abbau des Staatsapparates setzte er ein neoliberales Schockprogramm durch, das er im Wahlkampf stets ausgeschlossen hatte. Danach erholte sich die Wirtschaft.

Fujimori, genannt „El Chino“ („Der Chinese“), war lange populär, weil er Straßen bauen ließ sowie die Terrorbewegung „Leuchtender Pfad“ und die Guerilleros von „Tupac Amaru“ bezwang. Die arme Landbevölkerung und die Bewohner der trostlosen Peripherie der Großstädte gehörten zu den treusten Anhängern. Ihnen imponierte, dass er 1992 das „korrupte“ Parlament auflösen ließ, und Guerillachef Abimael Guzmán vom „Leuchtenden Pfad“ festgenommen wurde. Drei Jahre später wurde Fujimori mit 62 Prozent im Amt bestätigt.

Nach seiner Wiederwahl im Jahr 2000, die von Betrugsvorwürfen begleitet war, wendete sich die Stimmung. Inzwischen waren zahlreiche Strafverfahren gegen Fujimori anhängig. Es ging um Mord, Entführung und Korruption. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Geheimdienstchef Vladimiro Montesinos ließ er Tausende Menschen verschwinden. Außerdem unterschlugen die beiden wohl rund zwei Milliarden Dollar. Montesinos ließ sich selbst bei der Übergabe von Geldkoffern filmen. Diese „Vladivideos“ brachten Fujimori zu Fall. Er setzte sich nach Japan ab und erklärte per Fax seinen Rücktritt.

Fünf Jahre lang schützte Fujimori die japanische Staatsangehörigkeit vor einem internationalen Haftbefehl. Schließlich wurde ihm sein Ehrgeiz zum Verhängnis: Von Chile aus wollte er wieder eine erneute Präsidentschaftskandidatur vorbereiten. Doch gleich nach seiner Landung wurde er 2005 verhaftet und im September 2007 nach Peru ausgeliefert. 2009 wurde Fujimori nach einem langwierigen Prozess wegen des Einsatzes von Todesschwadronen und Mordes zu einer 25-jährigen Haftstrafe verurteilt.

Im März 2021 wurde er zudem für von ihm angeordnete Zwangssterilisationen von rund 350.000 hauptsächlich indigenen Frauen angeklagt. Fujimori verteidigte die Menschenrechtsverletzungen als Instrument der Familienplanung und Armutsbekämpfung. Seit mehr als 20 Jahren kämpften die Opfer um Entschädigung.

Der damalige Präsident Pedro Pablo Kuczynski hatte Fujimori Ende 2017 wegen dessen schlechten Gesundheitszustands aus humanitären Gründen begnadigt. Perus Oberster Gerichtshof stufte dies als verfassungswidrig ein und hob die Begnadigung ein paar Monate später auf. Im März 2022 setzte das peruanische Verfassungsgericht den Gnadenerlass allerdings wieder in Kraft und ordnete Fujimoris Freilassung an.

Bilder vom Dezember vergangenen Jahres zeigen, wie Fujimori geschwächt und mit einem mobilen Sauerstoffgerät versorgt, von seinen Kindern vom Gefängnis abgeholt wurde. Ob eine erneute Kandidatur bei den Wahlen überhaupt rechtlich möglich gewesen wäre, blieb bis zuletzt unklar.