Eine weihnachtliche Reise zu den Flüchtlingen im Irak

Ein Rendsburger Ehepaar hat eine besondere Reise gebucht: Es fliegt zu geflüchteten Christen im Nordirak, will weihnachtliche Stimmung verbreiten.

Dieser Junge hatte eine Fistel am Hals, Martin Klopf (rechts) vermittelte ihm einen OP-Termin
Dieser Junge hatte eine Fistel am Hals, Martin Klopf (rechts) vermittelte ihm einen OP-TerminPrivat

Rendsburg / Dohuk. Die Entscheidung ist dem Ärztepaar Martin (47) und Ioana Klopf (47) aus Rendsburg nicht leichtgefallen: Statt das Weihnachtsfest mit ihrer Tochter zu feiern, bringen sie die 13-Jährige über die Feiertage zu ihrer Oma. Sie selbst steigen am ersten Weihnachtstag in den Flieger. Ihr Ziel: Dohuk, eine Großstadt im Nordirak, in der inzwischen mehr Flüchtlinge als Einheimische leben. Mehr als 650 000 Vertriebene suchen dort Schutz vor der Terrororganisation Islamischer Staat (IS), darunter viele Jesiden und Christen.
Dort leben sie in etwa 20 Flüchtlingslagern, die mit bis zu 18 000 Menschen pro Camp schon die Ausmaße von Kleinstädten haben. Ihre Bleibe besteht in erster Linie aus Zelten. Lediglich ein Lager im Gebirge nördlich von Dohuk kennen Martin und Ioana Klopf, in dem die Vertriebenen in kleinen Metallcontainern leben, mindestens sieben Menschen auf 16 Quadratmetern.

Weihnachten wird nachgeholt

Nach all dem Leid, das die Flüchtlinge durchmachen mussten, möchten Martin und Ioana Klopf nun ein bisschen Weihnachtsstimmung in dieses Camp bringen. Sie reisen mit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und dem Menschenrechtszentrum Cottbus, die die Idee zu einem gemeinsamen Weihnachten mit den orientalischen Christen dort hatten.
Allerdings haben sich nur wenige zu dem Flug in das Krisengebiet bereit erklärt: Die Delegation aus Deutschland besteht aus sieben Leuten. „Wir fanden die Idee gut und beschlossen zu fliegen, wenn es organisatorisch für uns machbar ist und die Sicherheitslage es zulässt. Unsere Tochter hat zugestimmt und findet es in Ordnung, dass wir Weihnachten feiern, wenn wir am 29. Dezember zurückkommen“, sagt Klopf.

„Weihnachten kann man überall feiern“

Die Flüchtlinge in Dohuk liegen dem Paar sehr am Herzen. Sie kennen einige schon von einem humanitären Hilfseinsatz der IGFM im Oktober. Eine Woche lang hatten sie mit anderen Ärzten Hunderte Flüchtlinge behandelt – eine kräftezehrende Aufgabe. „Wir vergaßen zu essen und zu trinken, konzentrierten uns nur auf die Patienten. Aber wir haben so viel Dankbarkeit erfahren, das war toll“, sagt Ioana Klopf.
Der Ansturm auf die Ärzte aus Deutschland war enorm. Martin Klopf als Hals-Nasen-Ohrenarzt behandelte viele akute Mittelohr- und Mandelentzündungen, seine Frau kümmerte sich als Kinderärztin in erster Linie um die jüngeren Patienten. Manchmal reichte auch ein Gespräch mit den schwer traumatisierten Flüchtlingen. „Die Gastfreundschaft war überwältigend. Menschen, die kaum etwas haben, wollten das Wenige noch mit uns teilen“, so Klopf.

1000 Pakete im Gepäck

Die Erlebnisse dort beschäftigen das Ehepaar nachhaltig. „Wir sind mit gemischten Gefühlen nach Hause gefahren. Die Menschen sind in den Lagern eingepfercht und haben kaum eine Lebensperspektive. Aber wenn sie das Gefühl bekommen, nicht vergessen zu werden, schöpfen sie neue Hoffnung und sind eher bereit, in ihrer Heimat zu bleiben.“
Die Delegation aus Deutschland wird 1000 Weihnachtspakete verteilen. Die Flüchtlinge erhalten keine Luxusartikel, sondern alltägliche Dinge, die sie dringend brauchen: Zahnbürsten, Zahnpasta, Vitamintabletten, Lebensmittel. Das Weihnachtsessen wird vermutlich bescheiden ausfallen: Fladenbrot statt Gänsebraten und Rotkohl. Doch Klopf ist sich sicher: „Das Essen wird einfacher, aber nicht weniger schmackhaft sein, wir werden alle besinnliche und schöne Feiertage erleben“, sagt Klopf, „Weihnachten kann man nämlich überall feieren, auch in dem kleinsten Zelt in einem Flüchtlingslager.“

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