Eine ganze Alpenregion als Europäische Kulturhauptstadt 2024
In Bad Ischl und im Salzkammergut ist eine ganze Region nun Europäische Kulturhauptstadt 2024. Österreichs „Kunstbischof“ Hermann Glettler freut sich, dass sich auch die Kirchen intensiv auf das Experiment eingelasen haben.
Hier also war es. Hier saß er auf der Empore der Nikolauskirche in Bad Ischl und spielte als Hoforganist bei festlichen Anlässen des Kaiserhauses die Orgel. Gemeint ist Anton Bruckner (1824-1896), dessen 200. Geburtstag sich mit den Feierlichkeiten der „Europäischen Kulturhauptstadt 2024“ deckt. 23 Gemeinden der Alpenregion Bad Ischl-Salzkammergut wollen sich – trotz aller Unterschiede – als eine kulturelle Einheit präsentieren.
Die Region lohnt jederzeit auch wegen ihrer vielen Kirchen einen Besuch. Da ist die mit Fresken ausdekorierte Stadtpfarrkirche Sankt Nikolaus nur eines von vielen Beispielen. Dort erstrahlt die restaurierte Orgel – ein zwölf Meter hoher Gigant mit 4.511 Pfeifen – in neuem Glanz.
Zum Gemeindeverbund der Kulturhauptstadtregion zählt auch Hallstadt. An manchen Tagen besuchen 10.000 Gäste, vor allem aus Asien, den 750-Einwohner-Ort am Hallstättersee. Gassen, blumengeschmückte Holzhäuser und der Marktplatz mit der Dreifaltigkeitssäule setzen sich zu idyllischen Bildern zusammen.
Die katholische Pfarrkirche empfängt mit einer Kreuzigungsgruppe, wo Christus in den Gesichtszügen asketische Strenge trägt. Das Werk stammt von Leonhart Astl, der zudem den spätgotischen Flügelaltar zu Ehren Mariens schuf. Glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass der Altar hier erhalten blieb. In der Barockzeit wollte man ihn durch einen neuen ersetzen, doch niemand war bereit, die Kosten der Abtragung des alten zu übernehmen.
Ebenfalls sehenswert sind ein zweiter Flügelaltar und der angrenzende Friedhof mit seinen Holzschnitzarbeiten. Ein Zugang führt von dort ins Beinhaus, wo etwa die Hälfte der 1.200 Totenschädel symbolisch mit Blumenkränzen bemalt ist. „Als Zeichen der Liebe“, wie es auf einem Infoblatt heißt. Die Tradition begann um 1720.
Oberhalb von Hallstatt trägt die Salzbergbahn Gäste ins Gebirge, wo sich das „Salzwelten“-Bergwerk für Besucher öffnet. Seit 7.000 Jahren floriert in der Gegend der Salzabbau. Auf dem Fußweg hinauf zum Stollenlabyrinth erinnert eine Kapelle an die heilige Barbara, die Patronin der Bergleute. Dargestellt ist sie in einem leuchtroten Gewand.
Die Kulturhauptstadtregion erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 110 mal 50 Kilometern. Über das Jahr verteilt wird es dort rund 500 Veranstaltungen in den Gemeinden geben, darunter in Bad Goisern, wo sich das Handwerkhaus mit Workshops und Ateliertagen öffnet. In der Nähe liegt die Martinskirche mit sehenswerten Buntglasfenstern und einer Schmerzensmutter. Die Fassade der örtlichen Seifensiederei ziert ein Gemälde, das die Verkündigung Mariens zeigt. Dort erklärt Seifenmacherin Karina Wimmer die historische Manufaktur. Sie selbst stellt in ihrer Werkstatt hautschonende Soleseifen her.
Die Fahrt durch die Region führt weiter an den Traunsee, wo im neuen Kunstquartier Stadtgarten der Keramikstadt Gmunden zwischen April und November drei Keramikkunst-Ausstellungen steigen. Wer am See nach Sakralbauten Ausschau hält, darf Traunkirchen nicht verpassen. Hoch über den Ufern thront die Johannesbergkapelle. Doch der eigentliche Höhepunkt ist die Pfarrkirche, um die sich ein Friedhof mit schmiedeeisernen Grabkreuzen zieht.
Sein heutiges Erscheinungsbild verdankt das Gotteshaus den Jesuiten, das sie im 17. Jahrhundert nach verheerenden Bränden als dreischiffige Säulenhalle errichten ließen. Einzigartig im Inneren ist die spätbarocke „Fischerkanzel“, 1753 von einem anonym gebliebenen Künstler geschnitzt. Sie stellt das Wunder des reichen Fischfangs dar. Jakobus und sein Bruder Johannes ziehen das prall gefüllte Netz ins Boot. Darüber empfängt Petrus den Auftrag des Heilands, Menschenfischer zu werden. Allein das Meisterwerk der „Fischerkanzel“ ist schon ein guter Grund für eine Reise ins Salzkammergut.