Ein Stück Erinnerung

Schonungslos und poetisch schreibt sich Manuel Bilas in „Die Reise nach Ordesa“ die Lebensgeschichte seiner Eltern von der Seele. Gespickt mit Wahrheiten, die aus tiefstem Herzen kommen.

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Als seine Eltern starben, ließ er ihre Körper einäschern und ihre Urnen anonym beisetzen. Eine arme Bestattung für arme Menschen. Die Entscheidung eines Sohnes, der Begräbnisse immer gemieden hat.

Einige Jahre später bedauert Manuel Vilas diese Entscheidung. Sie steht für die selten gewordenen Anrufe und für die Einsamkeit, in der er seine Eltern in ihren letzten Lebensjahren wusste. Vilas schreibt sich die Lebens- und Liebesgeschichte seiner Eltern von der Seele, eine Familiengeschichte, die in seiner Geschichte mündet und sich in ihm spiegelt. Das Ergebnis ist ein packender, ehrlicher Roman: „Die Reise nach Ordesa“.

Schonungslos und poetisch setzt Vilas Fragmente seiner Erinnerungen zusammen. Erinnerungen an das stundenlange Sonnenbaden seiner Mutter, Erinnerungen an die stets ordentlich gebügelten Anzüge seines Vaters, einem Vertreter, der stolz seinen Seat fuhr, leidenschaftlich Karten spielte und schließlich ebenso leidenschaftlich Koch-Sendungen im Fernsehen sah.

Es sind die Augen eines Kindes, die all das sehen. Später sind es die Augen eines Mannes, die langsam seine Eltern verstehen, indem er begreift, wie sehr sie sich ähneln. Was er ebenso benennt, sind die Leerstellen, für die er keine Erklärungen hat. Die Liebe und die Wut, das Begehren und die Einsamkeit in seiner Familie. Seine eigene Alkoholabhängigkeit.

Mehr als 150 Episoden reiht der spanische Lyriker in seinem Debütroman aneinander. Sie sind gespickt mit philosophischen Aussagen, mit Wahrheiten, die aus tiefstem Herzen kommen.

Manuel Vilas: Die Reise nach Ordesa
Berlin Verlag 2020, 416 Seiten, 24 Euro.

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