Ein Rheinländer könnte erster Seliger in Estland werden

Der Vatikan prüft die Seligsprechung eines Bischofs aus dem Rheinland. Jesuit Eduard Profittlich aus der Nähe von Bonn starb Anfang 1942 im russischen Kirov in Haft. Der Erzbischof wurde als Staatsfeind verfolgt.

Der aus dem Bistum Trier stammende Erzbischof Eduard Profittlich (1890-1942) soll der erste Selige in Estland werden. Dafür setzt sich eine bischöfliche Kommission des baltischen Landes ein und hat im Vatikan die Seligsprechung beantragt. “Ich würde davon ausgehen, dass der Seligsprechungsprozess zu einem guten Ergebnis kommt”, sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Kirchliche Experten aus Estland stellten am Donnerstagabend den Stand des Verfahrens vor. Ein Beschluss des Vatikans wird in den nächsten Monaten erwartet.

Profittlich studierte unter anderem am Trierer Priesterseminar und ging nach mehreren Stationen nach Estland, wo er der erste katholische Bischof der Neuzeit wurde. Nach der Annexion des Baltikums durch die Sowjetunion starb der Bischof in Gefangenschaft.

“Er war der erste Staatsbürger Estlands, den man zum katholischen Bischof weihte”, sagte der estnische Pater Tomasz Materna bei der Veranstaltung im Trierer Priesterseminar. Nachdem die Sowjetunion 1940 Estland annektiert hatte, entschied sich Profittlich dazu, für die Gläubigen im Land zu bleiben. Er wurde 1941 verhaftet und zum Tod durch ein Erschießungskommando verurteilt.

“Dann wurde ein halbes Jahr lang psychisch und physisch gefoltert. Deshalb starb er im Februar 1942 vor der Vollstreckung des Urteils”, berichtete Materna.

Ackermann sieht in Profittlich eine Identifikationsgestalt – für die Katholiken und für die Bürger in Estland insgesamt. “Gute Heilige sind ein Geschenk an die Menschheit”, sagte Ackermann. Profittlich habe als Geistlicher in Polen und Estland mit seinem Wirken Grenzen zwischen den Völkern überwunden. Dies sei mit Blick auf den aktuellen Krieg in der Ukraine auch heute ein aktuelles Thema.

Profittlich wurde 1890 in Birresdorf bei Bonn geboren. Er kam über verschiedene Stationen in Deutschland, den Niederlanden und Polen nach Estland. Er war 1930 zunächst Gemeindepfarrer in Tallinn und leitete ab Mai 1931 als apostolischer Administrator die katholische Kirche in Estland. 1936 wurde er zum Bischof geweiht.