Ausgezeichnet: ein Protestant und Banker

Für sein Engagement rund um die Internationale Auschwitz-Stiftung erhält Ekkehard Thiesler den NRW-Verdienstorden

14 Personen erhielten jetzt den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW). Darunter auch Ekkehard Thiesler, der Vorstandsvorsitzende der Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank). Im Interview mit UK-Herausgeber Bernd Becker spricht er unter anderem über sein Engagement gegen Antisemitismus und für ethisch-nachhaltige Geldanlagen.

Was bedeutet es für Sie, dass Sie den Verdienstorden erhalten?
Ekkehard Thiesler: Ich freue mich besonders über die Auszeichnung für mein persönliches Engagement sowie das meiner Bank rund um die Internationale Auschwitz-Stiftung. Das ist eine Aufgabe, die ich nie als Last empfunden habe, sondern die mein Leben bereichert und mir neue Einblicke und Perspektiven ermöglicht.

Im Protestantismus gibt es eine gewisse Skepsis gegenüber solchen Auszeichnungen. Hat das für Sie eine Rolle gespielt?
Ich sehe das so: Im Rechtsstaat bindet mich ein Orden nicht an die Staatsgewalt oder die Staatsmacht, sondern er bindet mich an die Sache, für die ich einstehe. Den Dank der Gesellschaft darf man meiner Ansicht nach annehmen, indem man „Ja“ sagt zu einer Auszeichnung, ohne sich davon abhängig zu machen. Ich finde, das stärkt die Demokratie.

Wie genau sieht Ihr Engagement gegen Antisemitismus aus?
Seit mehr als zehn Jahren bin ich auf verschiedene Weise für die Internationale Auschwitz Stiftung tätig. Ich wirke im Finanzausschuss der Stiftung sowie in der „International Auschwitz Pledge Foundation“ mit. Diese honoriert weltweit innovative Ideen von Nichtregierungsorganisationen oder Unternehmen, die sich gegen Gleichgültigkeit und Diskriminierung einsetzen. Zudem bin ich Vorsitzender des Finanzbeirates und Kuratoriums-Mitglied des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

Wie können Sie Ihre Fachlichkeit dort einbringen?
Im Finanzausschuss der Au­schwitz-Stiftung entscheiden wir etwa über die Geldanlagen des Stiftungskapitals. Ein Großteil dieses Kapitals kommt von der Bundesrepublik Deutschland und von den Bundesländern. NRW ist dabei übrigens federführend. Die Anlage des Stiftungskapitals bringt eine große Verantwortung mit sich, denn fast 40 Staaten schauen auf das, was wir tun. Darüber hinaus überprüfen wir, wie die Mittel in der Gedenkstätte eingesetzt werden und besuchen mindestens einmal pro Jahr das ehemalige Konzentrationslager. Ich sehe in der Auszeichnung mit dem Verdienstorden eine besondere Verantwortung für mich als Vorstandsvorsitzenden einer Bank, die einen sozialen und nachhaltigen Ansatz verfolgt.

Sie setzen sich schon lange für nachhaltige Geldanlagen ein.
Ja, ich bin dankbar dafür, dass durch die Auszeichnung auch die ethisch-nachhaltige Anlagestrategie eine Würdigung erhält. Ich kann sagen, dass die KD-Bank mit ihrem Nachhaltigkeitsfilter hier wirklich Vorreiterin ist. Es geht uns um einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld, der sich etwa am Einsatz der Kirche für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung orientiert. Unser Institut hat diesen Filter vor fast 20 Jahren aufgebaut, und er ist noch heute zukunftsfähig. Insofern fühle ich mich nicht nur als Person mit dem Orden geehrt, sondern sehe es auch als öffentliche Anerkennung der Ziele unserer Bank und all derer, die daran mitwirken.

Also kann sich ein Protestant über einen Verdienstorden freuen?
Ich freue mich tatsächlich darüber, und bin dankbar dafür, in einem Land zu leben, in dem ich eine solche Auszeichnung annehmen kann. Noch dazu am Gründungstag von NRW (Anm. d. Red.: 23. August 1946).