Ein „Pionier der Verkündigung“ geht

In Stuttgart haben sich Familie und Weggefährten vom evangelischen Theologen und Bestseller-Autor verabschiedet. Nicht nur als Fernsehpastor beim „Wort zum Sonntag“ bleibt er in Erinnerung.

Jörg Zink war ein gefragter Redner. Das Bild zeigt ihn beim evangelischen Kirchentag in Bremen 2009
Jörg Zink war ein gefragter Redner. Das Bild zeigt ihn beim evangelischen Kirchentag in Bremen 2009Stefan Arend / epd

Stuttgart. Hunderte Trauergäste haben am Montag in Stuttgart Abschied vom evangelischen Theologen und Bestseller-Autor Jörg Zink genommen. Familie, Freunde, Weggefährten aus Kirche und Politik erinnerten sich im Trauergottesdienst an seine TV-Beiträge, Bücher, Reden und persönliche Begegnungen mit Zink. Der Theologe war am 9. September im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Stuttgart gestorben. Der baden-württembergische Staatsminister Klaus-Peter Murawski (Grüne) sagte auf dem Stuttgarter Waldfriedhof, Zink habe ein "großartiges Lebenswerk" hinterlassen.
In seinen TV-Beiträgen zum "Wort zum Sonntag" sei er ein Pionier der Verkündigung gewesen, die bei ihm gleichzeitig immer Aufklärung gewesen sei, sagte Murawski. Er würdigte auch Zinks Beitrag zur Friedens- und Ökologiebewegung in Deutschland und seine Tätigkeit als Seelsorger für die Friedensaktivistin Petra Kelly. Der Gestorbene habe Liebe, Zuneigung und Menschlichkeit vorgelebt und sei dabei auch gegen den Strom geschwommen. Außerdem habe er viel früher als andere erkannt, wie wichtig der Dialog zwischen den Religionen sei.

Seine Bibel-Übersetzung wurde ein Bestseller

Zink schrieb rund 200 Bücher, mehr als hundert Mal sprach der Geistliche in der ARD das "Wort zum Sonntag". Seine Bibelarbeiten auf Deutschen Evangelischen Kirchentagen wurden von Tausenden gehört. Als Prediger und Autor erreichte er Millionen von Menschen.
1965 übersetzte Zink das Neue Testament in eine verständliche, zeitgemäße Sprache und landete damit einen Bestseller. Für sein Lebenswerk erhielt er 2004 den Predigtpreis des Verlags der Deutschen Wirtschaft. Im vergangenen Jahr war er zum Ehrenprofessor des Landes Baden-Württemberg ernannt worden.
Der frühere Stuttgarter Regionalbischof Martin Klumpp lobte Zinks Sprache, "für die man nicht zuerst eine kirchliche Mauer übersteigen muss, um berührt zu werden". Zink habe mit zwei Jahren seine Mutter, mit vier seinen Vater verloren und wäre im Zweiten Weltkrieg fast bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. "Er hätte an seiner schweren Kindheit und Jugend zerbrechen können." Doch sei er mit seiner Verkündigung vielen Pfarrern Vorbild und Ermutigung geworden, sagte Klumpp.

Ein Pfarrer, der niemanden fürchtet

Der Berliner Ruhestandspfarrer und ehemalige "Wort-zum-Sonntag"-Sprecher Hartmut Walsdorff sagte, Zink sei gegen Ende seines Lebens besonders wichtig gewesen, den Kindern eine "enkeltaugliche Welt" zu hinterlassen. Gleichzeitig habe der Theologe nie mehr sein wollen als ein Pfarrer, der niemanden fürchtet – "auch keine Kirchenleitung". In seiner Verkündigung habe er mit einfachen und unverbrauchten Worten den christlichen Glauben vermittelt. (epd)