Ein gutes und süßes neues Jahr – Juden feiern Rosch Haschana
Für Jüdinnen und Juden beginnt in Kürze ein neues Jahr: 5784. Schon jetzt tauscht man gute Wünsche aus – und Anregungen, über welche Neuanfänge man sich Gedanken machen kann.
Äpfel, Honig und Granatapfelkerne: Sie sind Symbole für das jüdische Neujahrsfest Rosch Haschana, das an diesem Freitagabend beginnt. Jüdinnen und Juden wünschen sich ein „gutes und süßes neues Jahr“. Nach ihrer Zeitrechnung beginnt das Jahr 5784 nach Erschaffung der Welt. Rosch Haschana dauert bis Sonntag. Es bedeutet wörtlich „Kopf des Jahres“ und leitet zehn Bußtage ein, die in Jom Kippur (Versöhnungstag), dem höchsten jüdischen Feiertag, münden.
Gesa Ederberg, eine Rabbinerin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, erinnert daran, dass auch vom „Geburtstag der Welt“ die Rede sei. Der Monat vor dem Neujahrsfest sei eine Zeit der Buße. „Jeder lässt das vergangene Jahr Revue passieren und versöhnt sich mit allen, denen er Unrecht getan hat“, so Ederberg im Gemeindeblatt.
Während man mit anderen Menschen in der Zeit vor Rosch Haschana Frieden schließe, habe die Versöhnung mit Gott ihren Ort am Fest selbst und finde an Jom Kippur ihren Abschluss, erklärt Ederberg. Der Rabbiner der Synagogen-Gemeinde Köln, Yechiel Brukner, wirbt dafür, über die Zeit der Corona-Pandemie und den Umgang damit sowie mit den Mitmenschen nachzudenken.
Rosch Haschana bietet nach Worten des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor, eine „hervorragende“ Chance: „Wir können das vergangene Jahr Revue passieren lassen, und gleichzeitig haben wir die Möglichkeit, frisch ins neue zu starten, wir drücken sozusagen eine ‚Reset‘-Taste“, schreibt Prosor in einem Grußwort für die Zeitschrift der Organisation Keren Hayesod Deutschland.
Anlässlich des Festes versichern der katholische Erzbischof Heiner Koch und der evangelische Bischof Christian Stäblein den Jüdinnen und Juden in Berlin und Brandenburg ihre Solidarität. „Die Wahlprognosen zeigen, wie der demokratische Grundkonsens in unserem Land schwindet. All das erfüllt uns mit tiefer Sorge.“
In einer solchen Situation wolle man aber nicht resignieren und die Zuversicht nicht aufgeben, „dass es uns gemeinsam gelingt, den inneren und äußeren Frieden in unserem Land zu bewahren“, heißt es in einem gemeinsamen Brief der beiden Bischöfe. „Bitte seien Sie versichert, dass wir es nicht hinnehmen werden, wenn die jüdischen Gemeinden und ihre Mitglieder angegriffen oder diffamiert werden.“
Die katholischen Bistümer und die evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen betonen in einem Grußwort im Gemeindeblatt der Synagogen-Gemeinde Köln: „Wir sind auf einen Neuanfang angewiesen, den Gott uns schenkt.“ Die Aufforderung, umzukehren und sich auf „Schalom“ auszurichten, gehöre zu den zentralen Botschaften der biblischen Schriften.
„Sie ist gerade für unsere Gegenwart von besonderer Bedeutung. Nur durch Umkehr kann sich Versöhnung ereignen und wird ein Neuanfang möglich“, heißt es.