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Druck auf armenische Kirchenleitung – Vierter Bischof verhaftet

Armeniens Ministerpräsident Paschinjan fordert seit Monaten den Rücktritt des mächtigen Kirchenoberhaupts in seinem Land. Nun erhöhten die Behörden den Druck auf Katholikos Karekin II. und nahmen einen Vertrauten fest.

In Armenien eskaliert die seit Mai andauernde schwere Konfrontation zwischen der Regierung und der Armenischen Apostolischen Kirche weiter. Die Behörden des Kaukasusstaats nahmen am Donnerstag den Kanzler der Kirche, Erzbischof Arschak Chatschatrjan, fest. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Geistlichen örtlichen Medienberichten zufolge ein Drogenvergehen vor. Sein Anwalt nannte die Anschuldigung “absurd”.

Beobachter werten die Festnahme indessen als weiteren Schritt der Regierung im Kampf gegen das Kirchenoberhaupt, Katholikos Karekin II. (74). Chatschatrjan (53) ist der vierte verhaftete Bischof binnen eines halben Jahres. Er dient dem Katholikos seit 2001 als Kanzler und ist einer seiner engsten Vertrauten. Regierungschef Nikol Paschinjan hatte Ende Mai den Rücktritt von Karekin II. gefordert und ihn beschuldigt, sein Zölibatsgelübde gebrochen und Vater eines Kindes zu sein. Die Kirche wehrt sich und sprach von einer “politisch motivierten, kirchenfeindlichen Kampagne”.

Karekin II. hatte bereits 2020 den Rücktritt von Ministerpräsident Paschinjan verlangt und ist seither ein Gegenspieler der Regierung. Der Katholikos macht Paschinjan für die Vertreibung von mehr als 100.000 Armeniern aus Berg-Karabach nach dem verlorenen Krieg gegen Aserbaidschan mitverantwortlich.

Das Kirchenoberhaupt besucht aktuell Frankreich. Anfang der Woche berief er für kommenden Mittwoch eine dreitägige Dringlichkeitssitzung der Kirchenführung ein, “um die jüngsten Entwicklungen rund um die Heilige Armenische Apostolische Kirche und Fragen des inneren Lebens der Kirche zu prüfen”. Zuletzt hatten auch zehn der mehr als 50 Bischöfe den Katholikos öffentlich aufgerufen, sein Amt niederzulegen. Der aktuelle Kurs von Karekin II. sei “antikanonisch, gefährlich, schädlich und destruktiv”, schrieben sie.

97 Prozent der Bevölkerung Armeniens bekannten sich 2022 in einer Volkszählung zu der Kirche. Diese zählt wie die Kopten und Äthiopier zu den sogenannten altorientalischen Kirchen. Sie ist damit sowohl von Rom als auch von den orthodoxen Kirchen getrennt.