Drei Viertel der Bürger wollen einheitliche Pflegeversicherung

77 Prozent der Bundesbürger befürworten einer Umfrage zufolge eine einheitliche Pflegeversicherung für alle – privat und gesetzlich Versicherte. Anlässlich der Beratung des Berichts zur Neuaufstellung der Pflegeversicherung veröffentlichte der Sozialverband VdK am Mittwoch eine repräsentative Befragung unter 2.500 Personen ab 18 Jahren.

Insbesondere gesetzlich Versicherte und künftige Beitragszahler, Studierende und Auszubildende sind demnach für eine Zusammenlegung von privater und gesetzlicher Pflegeversicherung. VdK-Präsidentin Verena Bentele nannte die Ergebnisse einen klaren Handlungsauftrag an die Regierung: Ein Einlenken hinsichtlich der Zusammenlegung sei nötig. Auch der Paritätische Gesamtverband fordert eine Pflegeversicherung, die alle Pflegekosten übernimmt und in die alle einzahlen.

Der Bericht der Kommission zur Reform der Pflegeversicherung sieht eine solche Zusammenlegung von privater und gesetzlicher Vorsorge per se nicht vor. Im Kommissionsbericht werden vier Reformmodelle vorgeschlagen – zwei davon wie bisher mit einer Teilfinanzierung durch die Pflegebedürftigen, zwei mit einer Vollfinanzierung. Fest steht, dass die Pflegekassen bei einer steigenden Zahl Pflegebedürftiger an ihr Limit kommen. Die Gesamtausgaben der sozialen Pflegeversicherung lagen 2023 bei etwa 59,2 Milliarden Euro.

Zugleich enthält der Bericht eine Umfrage, wonach die weite Mehrheit der Befragten mit weiteren Kosten für die Pflege rechnet. Knapp drei Viertel erwarten, dass sich in der Zukunft vor allem Wohlhabende eine gute Pflege leisten können. Nur ein Drittel verlässt sich daher auf staatliche Pflegeleistungen.

Die Caritas schlug in Anbetracht dieser Ergebnisse vor, Senioren, die über ein gewisses Vermögen verfügen, mehr in die Pflegekassen einzahlen zu lassen. Die Lasten dürften nicht allein auf die junge Generation geschoben werden und Wohlhabende verschonen, sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Die Zukunft der Pflege berge “erheblichen demografischen und sozialen Sprengstoff”, so Welskop-Deffaa.

Auch die Diakonie dringt auf schnelles Handeln. Um die Finanzierungslücke zu schließen, schlägt der Verband vor, versicherungsfremde Leistungen wie die Rentenbeiträge der pflegenden Angehörigen oder Corona-Mehrausgaben aus Steuermitteln zu finanzieren. Der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland forderte Sofortmaßnahmen, um vor allem ambulante Pflegeleistungen weiter für alle verfügbar und bezahlbar zu machen.