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Drei Religionsgemeinschaften kochen für Bedürftige in Berlin

Über religiöse Grenzen hinweg kochen drei Glaubensgemeinschaften für 500 Bedürftige am Berliner Bahnhof Zoo. Das Projekt des jungen Forums der Religionen soll keine Eintagsfliege bleiben.

Eine süßliche Currynote liegt in der Luft. Vor der Bahnhofsmission am Zoologischen Garten in Berlin sind schon von weitem viele Stimmen zu hören, es herrscht großer Andrang. Eine lange Schlange wartet mal mehr, mal weniger geduldig auf Gerichte aus aller Welt. “Könnt ihr ein bisschen zurückgehen, bitte”, ruft ein Helfer, während er ein Paket aus einem Lieferwagen holt. Mitten in diesem Gewusel steht Holger Rogoll vom Jungen Forum der Religionen in Berlin. Er koordiniert das Projekt der interreligiösen Küche, bei dem am späten Donnerstagnachmittag drei Religionsgemeinschaften Essen an Bedürftige ausgegeben haben.

“Wir wollten etwas machen, wir wollten helfen”, sagt Rogoll. “Dann kamen wir auf die Idee einer interreligiösen Küche.” Mit “wir” meint Rogoll neben dem jungen Forum der Religionen den islamischen Wohlfahrtsverband An-Nusrat, die jüdische Bildungsinitiative Hillel und die Sikh-Gemeinde aus Berlin-Teltow. Zusammen haben die Gruppen Mahlzeiten gekocht, die für etwa 500 Bedürftige reichen.

Auf dem Speiseplan steht kulinarische Vielfalt. Reis, Spinat mit Rahmkäse und auch Dal, eine indische Linsensuppe. Dazu gibt es Pita-, Fladen- und jüdisches Matzenbrot. Diese Vielfalt bei der (Ess-)Kultur ist kein Zufall: “Im Vorfeld des Projekts ging es uns auch ein bisschen darum, wer eigentlich eine gute Küche hat”, sagt Rogoll. Viel wichtiger sei aber ein gemeinschaftliches Zeichen für Empathie und Menschlichkeit in Zeiten von interreligiösen Spannungen. “Es ist toll, dass die Communities hier zusammenkommen.” Die Aktion sei ein Symbol über religiöse Grenzen hinweg.

Dem pflichtet auch Tino Anjum von Al-Nusrat bei. “Es ist wichtig, dass wir uns zusammen für den Frieden einsetzen”, sagt der Sozialarbeiter des islamischen Wohlfahrtverbandes. Während die interreligiöse Küche am Bahnhof Zoo in dieser Form ihre Premiere feiert, besucht Al-Nusrat mit einem Hilfewagen regelmäßig den Alexanderplatz. Dort verteilt der Verband Essen und Kleidung an Bedürftige. “Wichtig ist uns dabei, dass wir auf Augenhöhe mit den Menschen sind.”

Der Zulauf am Bahnhof Zoo sei auch deshalb groß, weil die drei Religionsgemeinschaften bei ihren eigenen Aktionen im Vorfeld ordentlich für die interreligiöse Küche geworben haben. “Wir haben 200 Flyer verteilt”, erzählt Rogoll, der in diesem Zug auch die vielen Helfer lobt, die die Aktion erst möglich gemacht hätten: “Allein heute sind wir mit 14 Leuten vor Ort, bauen auf und schenken aus.”

Die Aktion finanziere sich insbesondere durch Spenden der drei Religionsgemeinschaften. Zusätzliche 700 Euro kämen auch durch eine Förderung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf). “Dafür sind wir sehr dankbar.”

Das junge Forum der Religionen, für das Rogoll arbeitet, ist Teil des Berliner Forums der Religionen. Dort arbeiten nach eigenen Angaben Menschen aus über 100 Religionsgemeinschaften seit 2014 zusammen. Das Forum suche das Gespräch mit der Zivilgesellschaft. “Und wir haben die Aufgabe, dass sich die Communities miteinander austauschen”, sagt Rogoll.

So entstünden dann letztlich auch Projekte wie die interreligiöse Küche. Der Ausschank am Bahnhof Zoo soll dabei keine Eintagsfliege bleiben. “Wenn das Projekt gut anläuft, wollen wir gerne öfters kommen”, so Rogoll. Das würde auch die Besucher vor Ort freuen. Das einhellige Meinungsbild: “Es schmeckt richtig gut”, sagen viele der Gäste. Sie sind dankbar für die Aktion. Und verspüren angesprochen auf die Zusammenarbeit verschiedener Religionen auch Hoffnung. Wie ein Besucher sagt, es sei schön, dass Religionsvertreter hier helfen und nicht wie in anderen Teilen der Welt Krieg gegeneinander führten.