Drei Jahre nach Ahrtal-Flut: Kritik an Vorgaben für Wiederaufbau

Jahrestag der Flut-Katastrophe im Ahrtal: Das tödliche Hochwasser an der Ahr in Rheinland-Pfalz hat Folgen bis heute. Ein Expertentreffen widmet sich dem Wiederaufbau – dabei wurde auch Kritik laut.

Drei Jahre nach den verheerenden Fluten im Ahrtal mit mehr als einhundert Toten gibt es Forderungen, die bürokratischen Vorgaben anzupassen. Experten tauschten sich am Mittwochabend in Heimersheim im Kreis Ahrweiler über den Wiederaufbau aus. “Wir brauchen mehr Experimente und die Bereitschaft, das zu bezahlen”, sagte der Projektkoordinator des Forschungsverbunds Klima-Anpassung, Hochwasser, Resilienz (Kahr), Jörn Birkmann, von der Universität Stuttgart. Er forderte im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), zusätzlich zu der Wiederaufbauförderung zehn Prozent der Gesamtsumme für Modellprojekte vorzusehen.

“Zum Beispiel ein Feuerwehrgebäude auf Stelzen oder auch ganze Quartiere wie Klinik- oder Schul-Standorte vom Wasser weg zu verlagern und innovativ neu aufzubauen, müsste finanziell stärker gefördert werden”, sagte der Wissenschaftler. Das zusätzliche Geld sollte für die besten Lösungen reserviert werden – ähnlich wie bei Konzeptvergaben, die einige Kommunen für bedeutende Bauvorhaben vorsehen.

Kritik kam auch von politischer Seite. “Viele Restriktionen kamen von der Bundesebene, das hätten wir als Land anders gemacht”, sagte Erwin Manz (Grüne), Umweltstaatssekretär in Rheinland-Pfalz. Er nannte gegenüber der KNA die energetische Sanierung und den Aufbau der Wärmenetze, die aus seiner Sicht nicht flexibel genug vonseiten des Bundes gefördert würden.

Für Privatpersonen sei es insbesondere in der Anfangszeit schwer gewesen, an anderer Stelle ihre Immobilien neu zu errichten. “Ein Ersatzneubau an anderer Stelle ist unter bestimmten Bedingungen möglich gewesen”, sagte Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) gegenüber Journalisten. Sie betonte, dass sich das gemeinsame Ringen um Lösungen lohnen könne und verwies auf positive Beispiele.

Weigand sprach zudem von einem notwendigen Umdenken, dass Hausbesitzer vor neue Frage stelle. “Wie kann ich mein Haus so ertüchtigen, dass das Wasser möglichst wenige Schäden macht?”, so die Landrätin, die mit Blick auf den Landkreis stets von der “größten Baustelle Deutschlands spricht”.

Insgesamt rund 100 Experten und Akteure tauschten sich im Rahmen eines “Wissenschaft-Praxis-Dialogs” des Kahr-Verbunds in Heimersheim, einem Ortsteil der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, aus. Kahr wird vom Bundesforschungsministerium zur wissenschaftlichen Begleitung des Wiederaufbaus finanziert.