Donald Trump wird 47. Präsident der Vereinigten Staaten

Dieses Kunststück hat vor ihm nur Grover Cleveland geschafft: Nach einer vierjährigen Unterbrechung ist Donald Trump erneut ins höchste Amt der Vereinigten Staaten gewählt worden.

Bis zum Schluss gingen die Umfragen in den USA von einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem Republikaner Donald Trump aus. Am Ende fiel das Wahlergebnis überraschend deutlich aus: der 45. Präsident der USA wird auch der 47. Trump ist damit zurück an den Schalthebeln der Macht. Nach einer vierjährigen Unterbrechung wieder ins höchste Amt der Vereinigten Staaten zu kommen: Dieses Kunststück gelang vor ihm nur Grover Cleveland, der von 1885 bis 1889 und von 1893 bis 1897 amtierte.

Mit Trumps Sieg geht ein selten turbulenter Wahlkampf zu Ende. In Erinnerung bleiben zwei Attentatsversuche auf den polarisierenden Politiker, die kurzfristige Einwechslung von Kamala Harris anstelle des demokratischen Amtsinhabers Joe Biden – und kübelweise Lügen und Schmutz. Die von Trump betriebene “Entfesselung von Gemeinheit und Niedertracht” habe es so noch nie gegeben, sagte unlängst der Historiker und USA-Kenner Karl Schlögel in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Das ist etwas Neues, mit dem man sich noch wird beschäftigen müssen.”

Zunächst aber werden sich Politiker in aller Welt und Journalisten damit auseinanderzusetzen haben, was Trump in seiner zweiten Amtszeit vorhat. Dabei, so betont Historiker Schlögel, ist der 78-Jährige nicht zwingend die Ursache der vielen Probleme in den USA, sondern eher eine Folge davon. “Die zentrale Frage lautet, ob die amerikanischen Eliten die Kraft haben, sich mit Themen wie der Migration, der Reform des Bildungswesens oder den neuen Herausforderungen in einer veränderten Weltlage auseinanderzusetzen.”

Das Problem: Der am 14. Juni 1946 in New York geborene Sohn eines ebenso skrupellosen wie hartherzigen Bauunternehmers mit deutschen und dessen klischeehaft kniepigen Gattin mit schottischen Wurzeln hat seine Partei, die Republikaner, komplett entkernt. In seiner Welt und der seiner Claqueure stehen Rechtsstaatlichkeit oder Werte wie politischer Anstand, Fairness und Wahrhaftigkeit nicht mehr allzu hoch im Kurs.

In mancherlei Hinsicht mutet Trump wie ein Zerrbild der politischen Entwicklungen seines Landes an. Den Slogan “Make America great again” nutzte schon Ronald Reagan, Präsident von 1981 bis 1989. Sexuelle Zügellosigkeit war bereits ein Problem von “Schürzenjäger” John F. Kennedy (1961-1963) und Bill Clinton (1993-2001), der beinahe über eine Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky gestolpert wäre. Auf schmutzige Manöver verstand sich auch Richard “Tricky Dicky” Nixon, der 1974 in der Watergate-Affäre durch seinen Rücktritt einem Amtsenthebungsverfahren zuvorkam. Neu war, dass Trump all diese Eigenschaften in einer Person vereinte – und in seiner ersten Amtszeit gleich zwei Impeachments überstand.

Dennoch weiß er nicht zuletzt konservative Christen auf seiner Seite – wohl auch, weil er, taktisch nicht unklug, in der Abtreibungsfrage bislang die Position des sogenannten Pro-Life-Lagers vertrat – auch wenn seine dritte Gattin Melania in der Abtreibungsfrage unlängst die Gegenposition einnahm: “Es gibt keinen Raum für Kompromisse, wenn es um dieses wesentliche Recht geht, das alle Frauen von Geburt an besitzen: die individuelle Freiheit.”

Umweltschutz und Klimawandel ignoriert der künftige Präsident nach Kräften. Damit hilft er zugleich, die Scheinheiligkeit der übrigen Industrienationen zu übertünchen, die zwar Nachhaltigkeit predigen, aber munter über ihre Verhältnisse leben. Weiterhin scheint es ein Naturrecht auf einen SUV für jedermann und billige Schnitzel zu geben. Um unvorteilhafte wissenschaftliche Ratschläge und Erkenntnisse – etwa beim Kampf gegen die Corona-Pandemie – machte und macht Trump oft einen großen Bogen; seine Kernkompetenz liegt im Bereich der “alternativen Fakten”.

Von diesem Sog lassen sich auch die Medien mitreißen – wieder einmal. Begierig bauschen sie jede noch so abwegige Äußerung von Trump zur Sensation auf und tragen so mit dazu bei, den Unterschied zwischen Tatsachen und Meinungen in öffentlichen Debatten weiter zu verwischen. Trump bringt Klicks und Schlagzeilen, auch wenn seine Äußerungen bisweilen durch nichts belegbar sind. Jüngstes Beispiel: seine Behauptung, haitianische Migranten würden in der Stadt Springfield im US-Bundesstaat Ohio Hunde und Katzen essen.