Dom überfüllt

Der Wunsch nach Einheit ist offenbar groß bei den Konfessionen. Im ökumenischen Gottesdienst wurde das Gemeinsame betont

Nadine Malzkorn

MÜNSTER – Am Freitagabend um halb sechs zieht sich eine lange Menschenschlange über den Domplatz in Münster. Alles voll – nur noch Stehplätze!, heißt es vor dem Domportal.
„Hier draußen ist es doch viel schöner als in der dunklen Kirche“, beschließen zwei ältere Frauen und suchen sich einen Platz vor der Großleinwand, um die Übertragung aus dem Dom in der Abendsonne mitzuerleben. Wer den zentralen ökumenischen Gottesdienst zum Katholikentag dennoch gern direkt miterleben möchte, muss weiter anstehen – und sich dann einen Platz in den Reihen am Rand des Mittelschiffs suchen. Viel sieht man hier nicht.
Dafür steht man aber zwischen hunderten anderen Menschen, die offenbar alle den einen großen Wunsch haben: Ökumene! Und als der Münsteraner Bischof Felix Genn das Eingangsvotum spricht, machen die vielen Kreuzzeichen klar: Es sind deutlich mehr Katholische als Evangelische hier versammelt.
Im Gottesdienst wird das hervorgehoben, was schon möglich ist in der Gemeinschaft zwischen den Konfessionen. So erinnern die westfälische Präses Annette Kurschus und der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos, an die gemeinsame Anerkennung der Taufe. Zusammen singen geht auch schon gut, und das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel, das allen drei Konfessionen gemeinsam ist, klingt mit so vielen Stimmen gewaltig.
Die Predigt hält die Erzbischöfin der lutherischen Schwedischen Kirche, Antje Jackelén. Die Pfarrerin, deren Ornat noch um einiges prächtiger daherkommt als der des katholischen Bischofs Felix Genn, erinnert daran, wem die Fortschritte in der Ökumene zu verdanken sind: den Menschen an der Basis, die auf ökumenische Gemeinschaft dringen.
Jackelén rief dazu auf, das ökumenische Miteinander weiter voranzutreiben. „Lassen wir uns nicht beirren in unserem Streben nach Einheit der Glieder“, sagte sie. Dazu sei ein geduldiger, gezielter Dialog nötig. „Wir müssen uns immer wieder verpflichten, die sichtbare Einheit der Kirchen zu suchen“, so die Erzbischöfin, die in ihrer Predigt immer wieder von Beifall unterbrochen wurde.
Christen sollten sich dabei nicht von Angst lähmen lassen. „An Pfingsten dreht sich der Wind. Ein ungeahntes Verstehen beginnt, das starre Glieder geschmeidig werden lässt“, sagte Jackelén.
Die rund 1000 Menschen, die den Gottesdienst im und vorm Dom verfolgten, werden auf diesen Wind gehofft haben.