Dokumentation im Ersten nimmt Rettungsdienste unter die Lupe

Um Menschenleben zu retten, kommt es im Notfall auf jede Minute an. Eine Dokumentation im Ersten beleuchtet die bundesweite Qualität von Rettungssystemen – mit brisanten Ergebnissen.

Rettungsdienste sollen im medizinischen Notfall rasch und professionell Hilfe leisten. Dafür ist jede Ambulanz mit Fachpersonal und Spezialfahrzeugen, mit Geräten und Materialien ausgestattet. Theoretisch sollen Helfende in wenigen Minuten vor Ort sein – aber ist das auch praktisch gewährleistet?

Ein plötzlicher Herz-Kreislauf-Stillstand kann jede und jeden treffen – doch die Überlebenschancen variieren in den unterschiedlichen Rettungsdienstbereichen. Erstmals hat der Südwest Rundfunk (SWR) bundesweit die Qualität der Notfallrettung analysiert. Die 45-Minuten-Dokumentation “Notfall Rettung – Wenn die Hilfe versagt” der Reihe “ARD Story” zeigt am 16. Juli eine interessante Spurensuche mit brisanten Ergebnissen.

Über Monate hinweg hat der studierte Arzt und erfahrene SWR-Redakteur Patrick Hünerfeld Rettungsdienste begleitet. Er berichtet von der Not im Notfall, zeigt auch dramatische Momente. Medizinisches Fachwissen zeichnet Hünerfeld bei seiner journalistischen Arbeit aus. Nach dem Medizinstudium hat er einen Aufbaustudiengang Journalistik absolviert und sagt: “Ich hatte schnell das Ziel, meine Leidenschaft für Medizin und Journalismus zu verbinden. Deshalb bin ich in die Wissenschaftsredaktion des SWR nach Baden-Baden gewechselt.”

Im Film zeigt Hünerfeld, wie perfekt die Zahnräder ineinandergreifen können, wenn alles gut läuft: Wenn Angehörige unmittelbar mit der Reanimation beginnen, angeleitet von der Leitstelle. Wenn dann innerhalb kürzester Zeit professionelle Ersthelfende alarmiert werden und vor Ort sind, bevor wenig später die Profis eintreffen und übernehmen. “Dies zu erleben, hat mich beeindruckt, und gleichzeitig zu wissen, dass das in vielen Bereichen Deutschlands nicht klappt, macht nachdenklich”, beschreibt der Arzt und Doku-Regisseur den Zwiespalt seiner Gefühle.

Exemplarisch geht es beim plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand, eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland, um Leben und Tod. Etwa ein Drittel der Betroffenen ist erst zwischen 18 und 65 Jahren alt. Wenn diese Menschen schnelle Hilfe bekommen, können sie überleben – trotzdem sterben nicht wenige.

“Wir sprechen von etwa 10.000 Menschen, die in Deutschland pro Jahr überleben könnten, wenn die Notfallrettung wirklich gut funktionieren würde”, sagt Hünerfeld – und zeigt in der Doku auch neue Wege auf: So berichtet Marc Deussen vom sogenannten Pit-Stop-System, wo beim kritischen Fall des Herz-Kreislauf-Stillstands zusätzlich zu Rettungs- und Notarztwagen ein Team der Feuerwehr ausrückt. Das unterstützt und bietet allen Beteiligten mehr Handlungsspielraum.

“Unter anderem durch diese Maßnahme gelingt es, im Rettungsdienstbereich Mönchengladbach sechs von zehn Menschen zu reanimieren – der Bundesdurchschnitt sind vier von zehn”, sagt Deussen, Ärztlicher Leiter vom Rettungsdienst Mönchengladbach, der neben Jan-Thorsten Gräsner vom Kieler Institut für Rettungs- und Notfallmedizin und dem Freiburger Anästhesisten und Notarzt Daniel Schmitz als Experte im Film zu Wort kommt.

Interessant ist die Dokumentation “ARD Story: Notfall Rettung – Wenn die Hilfe versagt” – und der Filmemacher schafft Transparenz. Dazu wurden die Rettungsketten im Hintergrund und deren Qualität in einer aufwendigen Daten-Recherche des “SWR Data Lab” untersucht. In knapp 300 deutschen Rettungsdienstbereichen wurden Arbeitsabläufe, Ausstattung und Patientenversorgung abgefragt und datenjournalistisch ausgewertet. Die Ergebnisse sind auf einer interaktiven Website einsehbar. “Unser Projekt Notfall-Rettung ist eine gewaltige Recherche”, sagt Hünerfeld.

Wer das Thema vertiefen möchte, kann sich am 17. Juli um 20.15 Uhr, im SWR-Fernsehen 90 Minuten lang die regionalere Dokumentation “#Notfall Rettung im Südwesten – Wenn die Hilfe versagt” ansehen. Zwei Dokus zu einem Thema – für Filmemacher Hünerfeld haben beide Filme eine Message: “Es geht um Leben und Tod. Wir werden in den Dokus zeigen, wo es Probleme gibt, wo die Versorgung für die Menschen verbessert werden kann – verbessert werden muss!”