Doku zu Caspar David Friedrich – Bekanntester Maler der Romantik

Caspar David Friedrich gilt als einer der bedeutendsten Vertreter romantischer Malerei. Eine gelungene Doku zeigt, wieso der für seine Landschaftsbilder bekannte Künstler heute aktueller ist denn je.

“Das Unendliche im Endlichen spiegeln” – das tat Caspar David Friedrich, indem er mit seinen Bildern Fragen stellte: nach dem Jenseits, der menschlichen Bestimmung und der Beziehung des Menschen zur ihn umgebenden Natur. Es sind Fragen, die bis heute virulent und in Zeiten der menschengemachten Klimakatastrophe drängender denn je sind.

Der ebenso schöne wie interessante Dokumentarfilm “Caspar David Friedrich – Die Entdeckung der Unendlichkeit” zeichnet den bedeutendsten Maler der Romantik als “Zeitgenossen”, als modernen, fast zeitlosen Künstler. Arte strahlt ihn am Sonntag, den 7. Juli von 15.55 bis 16.50 Uhr aus.

Seine Gemälde hat wohl jeder und jede schon einmal gesehen: Den “Wanderer über dem Nebelmeer”, die “Kreidefelsen auf Rügen”, den “Mönch am Meer”. Es sind Bilder voller Weite, über “das Schauen an sich, das Sehen als Erlebnis”, wie es Kurator Markus Bertsch formuliert. Und es sind Bilder, die die (aktuelle) Sehnsucht nach Stille, Kontemplation und unberührter Natur befriedigen.

Wiederkehrendes Motiv: Die Rückenfigur eines oder mehrerer Menschen, die in die sie umgebende Landschaft blicken; kleine Figuren vor großem, mächtigem Raum – dunklem Meer, unermesslichen Gebirgsmassiven, schier endlosem Himmel. Gesichter kann man dabei nicht erkennen, die Figuren sind Projektionsflächen und Stellvertreter jener, die das Bild betrachten.

Die finnische Künstlerin Elina Brotherus hat sich dieses Motiv angeeignet, spielt in ihren Fotos und Videos mit Hinteransichten vor Feld, Wald oder Meer. Auch der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson kommt im Film zu Wort: Er gestaltete die Glasfenster im Dom von Greifswald – in der Stadt wurde Friedrich 1774 geboren – jüngst neu und ließ sich bei der Farbgebung vom Werk des Romantikers inspirieren.

Nicht nur im Gespräch mit Eliasson scheint die spirituelle Dimension von Friedrichs Arbeit auf, der selbst gläubiger Protestant war. Der in Dresden lebende Maler zeigte die Natur als geistlichen und göttlichen Raum, der, und das war neu, vom jeweiligen Betrachter mit Bedeutung gefüllt werden musste. “Der leuchtende Himmel wird zum Andachtsraum”, heißt es im klug geschriebenen und von Schauspieler Thomas Loibl fein gesprochenen Off-Kommentar. Laut Friedrichs Ehefrau Caroline, so wird hier berichtet, durfte man den Künstler nicht beim Himmel-Malen stören – das sei “wie Gottesdienst” für ihn gewesen.

Auch politisch hatte Friedrich eine dezidierte Haltung, war ein freiheitsliebender Patriot: Gegen die Willkürherrschaft der Feudalherren und für Bürger- sowie weitere demokratische Rechte, wie Kunsthistorikerin Kia Vahland erklärt. Die Autorin und Regisseurin Angelika Kellhammer hat für ihren Film interessante, eloquente Gesprächspartner befragt.

Neben den bereits Genannten etwa den norwegischen Abenteurer Erling Kagge, der sich in seiner Hingabe an die Natur dem Maler nahe fühlt. Oder den Autor Florian Illies, der davon berichtet, wie dieser wohl “berühmteste Maler des 19. Jahrhunderts (..) im 19. Jahrhundert völlig vergessen” war und erst mit der “Jahrhundertausstellung” 1906 wieder ins öffentliche Bewusstsein zurückkehrte.

Kongenial ist die Kamera von Paul Georg Busse, die sich mit Friedrich’schen Motiven wie weiter Natur oder diversen Rückenansichten dem Meister behutsam annähert, ohne dass man jemals den Eindruck hätte, diese versuche ihn zu imitieren. Überhaupt findet der dramaturgisch gut aufgebaute Film, passend zum behandelten Gegenstand, zu einer poetischen, sensiblen Erzählweise – allerdings ohne nostalgisch zu werden oder im Gestern zu verharren.

Die stimmig montierte Doku vermittelt auf frische Weise einen heutigen Zugang zu einem Maler, der Natur zu inneren Landschaften zu formen wusste – und damit ein Wegbereiter der Moderne war: Die Leute, erzählt Kurator Bertsch von der Hamburger Kunsthalle, verharrten sehr lange vor Friedrich-Bildern. Auch wenn es auf diesen “auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so viel zu sehen” gebe: Dafür aber eben “unheimlich viel zu empfinden”.