Doku nähert sich Facebook/Meta über Gründer Mark Zuckerberg
Die Autoren der französischen Produktion „Weltmacht Facebook – Das Reich des Mark Zuckerberg“ berichten über den rasanten Aufstieg des heutigen Mehrfachmilliardärs, aber auch über seine Managementfehler und Krisen.
Eigentlich hat sich Mark Zuckerberg schon früh zu erkennen gegeben. In seiner Zeit als Harvard-Student in Informatik und Psychologie bastelte er die Website Facemash, um Kommilitoninnen nach ihrem Aussehen zu beurteilen. „Wurden wir wegen unseres Aussehens ausgewählt?“, lautete eine rhetorische Frage. „Nein. Werden wir nach unserem Aussehen bewertet? Ja. Wer ist schärfer? Wähle per Klick.“ Die Fotos der jungen Frauen hatte er ergattert, indem er illegal in das Computersystem der Hochschule eingedrungen war. Im Impressum der Urversion von Facemash stellt Zuckerberg sich vor als „Gründer, Gebieter und Kommandant, Staatsfeind“. Staatsfeind. Ein interessantes Selbstbild.
2017 erhielt Zuckerberg, wiederum in Harvard, die Ehrendoktorwürde und erzählte mit seinem typischen jungenhaften Grinsen vor einem sichtlich amüsierten Publikum, wie er Facemash an den Start brachte und daraufhin zur Universitätsleitung zitiert wurde. Was ihm dort gesagt wurde, erfährt man leider nicht in dem französischen Kurzdokumentarfilm „Weltmacht Facebook – Das Reich des Mark Zuckerberg“, den ZDFinfo in einer stark gekürzten Fassung zeigt.
Darin gibt es durchaus originelles Material, etwa wenn Zuckerbergs Vater, ein Zahnarzt, die Amateurkamera laufen lässt, als sein Sohn eine E-Mail aus Harvard bekommt. Die Antwort auf sein Bewerbungsschreiben. Der Sohn zögert, dann öffnet er – angenommen!
Das erste Kapitel des Films trägt den Titel: „Mark Zuckerberg – Das Wunderkind“. Beginnend in der Kindheit, wo er schon sehr technikinteressiert war, bis zum Wechsel nach Harvard. Ein Sonderling und Fachidiot war er dem Film zufolge nicht, sondern immer offen für einen Spaß. Auch Facemash verstand er offenbar als solchen – als eine Art Lausbubenstück.
Dahinter aber steckt eine Haltung. Aus Facemash wurde Facebook, heute ein Teil des Konzerns Meta Platforms, anfangs nur für Studierende gedacht und enorm erfolgreich, dann für die Allgemeinheit freigegeben. Im ersten Büro war die einzige Frau im Team die Empfangsdame, hinter deren Schreibtisch ein sexistisches Graffito die Wand schmückte. Der zum Thema befragte David Kirkpatrick, Autor eines Insider-Buchs von 2011, kommentiert eher verharmlosend: „Es war eine lässige Gruppe junger, sexbesessener Männer.“
Zuckerberg ist ein Unternehmer der neuen Art, er zeigt sich in Jeans, Kapuzenpulli, Badeschlappen. Ein Statement: Wechsel der Generationen, der Unternehmenskulturen, der Umgangsnormen. Seine gewinnende Art täuscht zumindest in den Anfängen von Facebook über manches hinweg. Er wird von Medien und Politikern wie Barack Obama hofiert, vom „Time Magazine“ als „Person des Jahres“ auf die Titelseite gehoben.
Doch hinter der freundlich lächelnden Fassade, so der Film, steckt ein Zyniker. Die Nutzer der ersten Generation nannte Zuckerberg im kleinen Kreis „Dummficker“, weil sie freiwillig private Daten preisgaben. Was Facebook-Nutzer bis heute tun, es ist die Geschäftsgrundlage des Unternehmens, das zielgerichtete Werbung verkauft, die auch für politische Manipulation missbraucht werden kann.
Der Unternehmensgründer steht eindeutig im Zentrum von „Weltmacht Facebook“. Kapitelüberschriften lauten etwa „Der Imperator“, „Der Eroberer“, gar „Der Messias“. Aber auch: „Der Verdammte“. Diese Fixierung hat ihre Berechtigung, denn Zuckerberg ist das Gesicht des Unternehmens. Porträtiert wird er vor allem über Interviewaussagen. Branchenexperten und Wissenschaftler kommen zu Wort, auch kritische Juristen und Politiker.
In die Führungsetagen des Konzerns oder gar zu Zuckerberg selbst vorzudringen, dürfte im Vergleich viel schwieriger sein. Ob es den Versuch gab, hätten die Autoren transparent machen müssen. Die Dramaturgie der um 30 Minuten gekürzten 45-Minuten-Version gleicht einem Versuch, Meta Platforms mittels Archivmaterial und vielen Gesprächspartnern quasi einzukreisen. Keine investigative Reportage also, vielmehr eine Art filmische Medienarchäologie, die mit durchaus interessanten Fakten für ein breites, eher fernstehendes Publikum gewiss aufklärerischen Momente enthält.