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Digitales Archiv zeigt jüdische Autoren in Berlin während NS-Zeit

Unter der Verfolgung durch das NS-Regime haben zwischen 1933 und 1945 jüdische Autoren in Berlin gearbeitet. Ein digitales Archiv stellt diese nun vor – und legt dabei neue Verbindungen unter den Publizisten offen.

(KNA) Ein digitales Archiv informiert ab sofort über mehr als 1.000 jüdische Autorinnen und Autoren, die während des NS-Regimes in Berlin gelebt und gearbeitet haben. Das Archiv “Dajab” verstehe sich “als Beitrag zu einer lange vernachlässigten, kultur- und literaturgeschichtlichen Grundlagenforschung”, wie Kerstin Schoor von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) am Montag bei der Vorstellung sagte. Die Autoren und deren Werke “haben wieder eine Stimme”. Unter ist das Archiv abrufbar.

Das Archiv fokussiere sich auf das Berlin der Jahre 1933 bis 1945, als sich dort ein separierter, jüdischer Literatur- und Kulturreis formte. Dieser sei heutzutage noch weitgehend unbekannt, so Schoor. Lange seien die Opfer während der NS-Zeit als passiv wahrgenommen worden. “Wir wollen aus Opfern Subjekte machen.” Laut ihren Angaben befinden sich bereits über 4.000 digitalisierte Werke – als Bücher oder Zeitungsbeiträge – sowie eine Anzahl von Originaldokumenten und Nachlassmaterialien im Portal. Künftig sollen weitere Daten von einer breiten Öffentlichkeit aufgenommen werden können.

In dem digitalen Archiv stellen die damaligen Orte jüdischen Lebens eine besondere Rolle dar. “Auf einer historischen Karte haben wir über 2.800 Orte verzeichnet”, so Schoor. Das seien Bildungsorte, Restaurants oder auch Unterkünfte. Die Verbindungen zwischen den einzelnen Autoren sollen durch die interaktive Karte sichtbar und greifbar werden.

Dazu biete die “relationale Speicherung”, mit der das Archiv arbeite, besondere Vorteile. Alles sei miteinander vernetzt – werde etwa eine kulturelle Veranstaltung aus der damaligen Zeit eingetragen, werde diese Veranstaltung auch in den Biografien der damaligen Teilnehmer registriert. So werden Verbindungen sichtbar, die bis dato noch nicht aufgefallen seien, so Schoor. Das Projekt soll aber nicht auf Berlin und Umgebung begrenzt bleiben: Es soll künftig auch ein Online-Lexikon jüdischer Autoren in der NS-Zeit für ganz Deutschland aufgebaut werden.