Erstmals sollen arabische Bibel-Übersetzungen umfassend erfasst und im Internet präsentiert werden. Deutsche Forschungseinrichtungen haben sich dafür zusammengetan. Sie wollen jahrhundertealtes Wissen bewahren.
Mehrere tausend historische Bibel-Übersetzungen ins Arabische sollen in den nächsten Jahren digital erschlossen werden. Das Projekt “Biblia Arabica” widme sich erstmals umfassend der Erforschung der arabischen Übersetzungen der hebräischen Bibel beziehungsweise des Alten Testaments, teilte die Frankfurter Goethe-Universität am Montag mit. Sie verantwortet das Vorhaben gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität München. Auch die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und die Bayerische Akademie der Wissenschaften sind beteiligt.
Bis 2046 sollen demnach rund 8.200 Handschriften identifiziert, beschrieben und in Auswahl anhand von Editionen und englischen Übersetzungen digital zugänglich gemacht werden. Die arabischen Textfassungen dokumentierten jahrhundertelange religiöse sowie sprachliche Verflechtungen und seien vom Vergessen bedroht, heißt es. Dabei handele es sich um ein zentrales Zeugnis des geteilten kulturellen Erbes von jüdischen, christlichen und muslimischen Gemeinschaften im Nahen Osten.
Das Forschungsvorhaben wurde laut der Mitteilung Ende November in ein Förderprogramm von Bund und Ländern aufgenommen. Erforscht würden nun historische Kontexte, Übersetzer und Nutzungstraditionen der Texte. Ziel sei, dieses “einzigartige Erbe zu sichern, sichtbar zu machen und weltweit zugänglich zu halten” – auch im Sinne eines Beitrags zum interreligiösen Dialog. Kritische Edition und digitale Gesamterschließung sollen dies ermöglichen.
Neben den Übersetzungstechniken werde auch die Art beleuchtet, wie die physischen Manuskripte hergestellt und verwandt wurden, so der Co-Projektleiter Nathan Gibson von der Uni Frankfurt. Es gehe unter anderem um das spirituelle, intellektuelle und materielle Interesse jener Gemeinschaften, die diese arabischen Bibel-Übersetzungen einst nutzten.
Gibson führt aus: “Wann wurde sehr wörtlich übersetzt, um den Lesern zu helfen, den Originaltext Wort für Wort zu studieren? Wann wurde ein stilvolles, idiomatisches Arabisch angestrebt? Wann wurde eine Terminologie übernommen, die auch im Koran zu finden ist – oder hat man sich davor gescheut?”