Digital-Analystin warnt vor russischen Desinformationskampagnen

Die Digital-Analystin Julia Smirnova hat zu Wachsamkeit im Umgang mit unbestätigten Social-Media-Inhalten aufgerufen, besonders bei Themen, die Russland oder die Ukraine betreffen. Mit Desinformationskampagnen werde versucht, die Unterstützung des Westens für die Ukraine zu unterminieren, sagte die Analystin am Dienstag dem Radiosender WDR 5. Unbelegte Behauptungen und Kreml-freundliche politische Meinungen würden auf Plattformen wie etwa X (vormals Twitter) künstlich verstärkt, indem sie von zehntausenden nicht authentischen Accounts „geliked“ und kommentiert würden.

Sie beobachte etwa manipulierte Inhalte, die gezielt Stimmung gegen Flüchtlinge aus der Ukraine oder den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski machten, sagte Smirnova. Zudem gehe es in solchen Posts um Kriegsereignisse in der Ukraine oder zuletzt angebliche Verbindungen des Anschlags in Moskau mit der Ukraine. Smirnova forscht am Institute for Strategic Dialogue (ISD) in Berlin zu russischer Desinformation und Propaganda.

Zudem gehe es in den Kampagnen aus Russland darum, Demokratien zu destabilisieren, betonte die Analystin und Journalistin. Das werde versucht, indem etwa westliche Medien diskreditiert und kontinuierlich mit Lügenvorwürfen in Verbindung gebracht würden. Solche Narrative würden schon seit Jahren wiederholt. Sie sehe ein großes Risiko darin, dass solche Erzählungen bei einem Teil der Bevölkerung verfangen.

Plattformbetreiber müssten sicherstellen, dass ihre algorithmischen Empfehlungssysteme nicht missbraucht werden, forderte Smirnova. „Es liegt an Social-Media-Plattformen, dass sie sichergehen, dass autoritäre Staaten ihre Systeme nicht ausnutzen können.“ Zugleich sei es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, aufzuklären, wie solche Kampagnen funktionieren. „Und es geht auch darum, Vertrauen in demokratische Institutionen und etablierte Medien zu stärken“, betonte die Digitalexpertin.