Diebe stießen vor 25 Jahren auf die Himmelsscheibe von Nebra

Schon ihre Entdeckung 1999 war spektakulär: Raubgräber stießen nachts auf den Gegenstand, der sich als Sensationsfund herausstellte. Seit 2002 ist die Himmelsscheibe von Nebra in Halle für alle zu sehen.

Sie ist die älteste bekannte Himmelsdarstellung der Menschheitsgeschichte und inzwischen weltberühmt: die Himmelsscheibe von Nebra. Seit 2013 gehört sie zum Weltdokumentenerbe. Sie zeigt die weltweit älteste konkrete Darstellung astronomischer Phänomene, die bislang bekannt ist. Ihr Alter wird auf 3.600 Jahre geschätzt. Gefunden wurde sie vor 25 Jahren, am 4. Juli 1999.

Bereits ihre Entdeckung war filmreif: Raubgräber stießen im Juli 1999 nachts auf dem Mittelberg bei Nebra in Sachsen-Anhalt auf den ungewöhnlichen Gegenstand. Ihnen wurde schnell klar, dass sie etwas Besonderes entdeckt hatten. Über Umwege gelangte die Scheibe, die einen Durchmesser von 32 Zentimetern hat, in die Schweiz. Dort wurde sie bei einem Scheinverkauf sichergestellt und nach Sachsen-Anhalt zurückgebracht. Zurück in Halle wurde sie auf ihre Echtheit überprüft. Seit 2008 wird sie in der Dauerstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt in der Saalestadt präsentiert.

Wissenschaftler haben den Fund mehrmals untersucht und daraus die astronomischen Kenntnisse der Menschen in der Bronzezeit, aber auch deren religiöse Vorstellungen abgeleitet. Für den Landesarchäologen von Sachsen-Anhalt, Harald Meller, der bei der Ergreifung der Hehler in Basel den Kaufinteressenten gemimt hatte, ist der Wert der Himmelsscheibe unschätzbar. “Sie ist nicht nur für die Archäologie, sondern auch für Astronomie und Religionsgeschichte ein Schlüsselfund”, urteilte der Experte.

Auf der tellergroßen Scheibe sind auf grünlichem Hintergrund goldene Sterne abgebildet, zudem zwei von ursprünglich vermutlich drei Randbegrenzungen und eine ebenfalls in Gold angefertigte Wölbung. Weiter wurden die Mondsichel und wahrscheinlich die Sonne oder eine weitere Mondphase angebracht.

Die Wissenschaft geht inzwischen davon aus, dass die Sternenansammlung in der oberen Bildhälfte das Sternbild der Plejaden – das Siebengestirn – darstellt, das für Ackerbau und Schifffahrt von großer Bedeutung war. Alle anderen Gestirne lassen sich keinen festen Sternbildern zuordnen. In einer späteren Phase wurden nach Expertenmeinung die Randbegrenzungen an die Scheibe angebracht. Sie zeigen vermutlich zwei Horizontbögen, die den Lauf der Sonnenaufgangs- und -untergangspunkte über das Jahr andeuten sollen. Die Scheibe wurde in der Vergangenheit mehrfach verändert.

Die Wölbung zwischen diesen beiden Goldauflagen interpretieren die Fachleute als Himmelsschiff, das über das nächtliche Himmelsmeer fährt. Es sei ein religiöses Symbol, das in der mitteleuropäischen Bronzezeit immer wieder auftaucht.

Als sicher gilt auch, dass die Himmelsscheibe nicht zufällig auf dem Mittelberg entdeckt wurde: Vermutlich gab es dort eine Art Observatorium, das zur Zeitbestimmung diente. In der Nähe des Fundortes bei Nebra wurde vor einigen Jahren ein multimediales Besucherzentrum als Station der Tourismusroute “Himmelswege” eröffnet. Die Architektur und die gelbgoldene Farbe sollen an eine “Sonnenbarke im Unstruttal” erinnern.

Bevor die Bronzescheibe ihren Platz in der Dauerausstellung in Halle erhielt, war sie bereits in Kopenhagen, Wien, Mannheim und Basel zu sehen – und erwies sich jedes Mal als Publikumsmagnet. Ihre Silhouette ist auf einer silbernen Gedenkmünze zu sehen; auch auf einer Sonderbriefmarke wurde die Scheibe schon abgebildet. Museumssprecher Alfred Reichenberger rechnet künftig mit wachsendem Interesse an den Einrichtungen in Sachsen-Anhalt, die über die Bronzezeit informieren.

Am eigentlichen Fundort entstand derweil ein hoher Aussichtsturm. Und es gab dort weitere Funde. Forscher stießen auf 24 frühbronzezeitliche Bauten – Kreisgrabenanlagen, aber auch Siedlungsreste -, die derzeit untersucht werden.