Die Vorteile kleiner Landeskirchen: Besser im Team

Die Landeskirche Anhalts ist mit 26.000 Mitgliedern die kleinste Landeskirche in Deutschland. Auch wenn die kleinen Landeskirchen ihren eigenen Charme haben, geht der Trend zur Zusammenarbeit.

Turm der Schlosskirche in Wittenberg
Turm der Schlosskirche in WittenbergImago / Richard Wareham

Schon mal von der Evangelischen Landeskirche Anhalts gehört? Die ist die kleinste der 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Sitz in Dessau, 26.000 Mitglieder. Da staunt man. Ich stamme aus Castrop-Rauxel/Ickern. Der Stadtteil im Ruhrgebiet hatte in seiner besten Zeit 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Aber da wäre niemand auf die Idee gekommen, eine eigene Landeskirche zu gründen. „Landeskirche“ – da stellt man sich doch etwas Größeres vor als eine Ansammlung von Menschen, die in ein Zweitliga-Fußballstadion passen.

Nun soll man Dinge nicht nur nach ihrer Größe beurteilen. Den Fehler hat schon Goliath gemacht, als er gegen David antrat. Kleine Einheiten können ihren Reiz haben. Alles ist übersichtlicher, familiärer. Prägungen und Traditionen haben ihren Platz. So ist es immer wieder eine Freude, den Synoden in Lippe zuzuschauen: Auch die Lippische Landeskirche ist von den Zahlen her kein Gigant (150.000). Aber so viel Motivation und Herzblut wie dort muss man an anderen Stellen erst mal finden.

Dennoch: Wenn jetzt die Evangelische Landeskirche Anhalts schon zum zweiten Mal eine Synode verschieben muss, weil sie kein Führungspersonal findet, dann werden die Fragezeichen immer größer. Selbstständig bleiben um jeden Preis – das sollte man sich noch mal genau überlegen. Andere Landeskirchen haben es vorgemacht, Kirchenkreise und Gemeinden sowieso seit Langem: Bevor man einsam die Kraft verliert, tut man sich besser mit anderen zusammen. Im Team verteilen sich die Lasten dann wieder auf mehrere Schultern.