Die Synode im Überblick

Klimaschutz, Wahl der Kirchenleitung und ein Beschluss zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften – hier lesen Sie, was auf der Synode der Nordkirche wichtig war.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-SchmidtJohn Garve / Nordkirche

Lübeck-Travemünde. Die Nordkirche sollte nach Ansicht von Bischöfin Kirsten Fehrs „den Aufbruch zu neuen Ufern“ wagen. Lebendige Beziehungen entstünden meist nicht dort, wo sich Kirche mit sich selbst beschäftige – sondern dort, wo sie „in das alltägliche Leben hineingezeichnet sind“, sagte Fehrs in ihrem Bischofsbericht für den Sprengel Hamburg und Lübeck vor der Synode der Nordkirche, deren dreitägige Sitzung am Sonnabend in Lübeck-Travemünde zu Ende ging.

Fehrs sprach von „religiösen Begegnungen der besonderen Art“ – die dann möglich würden, „wenn wir Augen und Ohren neu öffnen für die Menschen, für die wir Kirche sind“. Als Beispiel nannte sie das Elbtauffest in Hamburg, zu dem sich am vergangenen Pfingstsonnabend rund 5.000 Menschen mit 500 Täuflingen versammelt hatten.

Einen ähnlichen „Aufbruch“ markierte die Synode am Vortag, als sie die sprachliche Angleichung von „Segnung“ und „Trauung“ gleichgeschlechtlicher Partnerschaften auf den Weg brachte. Es sei „inkonsequent“, hier unterschiedliche Begriffe zu gebrauchen, argumentierte St. Pauli-Pastor Sieghard Wilm als Vorsitzender des synodalen Vorbereitungsausschusses.

Hamburger Sozialsenatorin zu Gast

Vielmehr gehe es um eine „positive Grundhaltung“ gegenüber der Vielfalt von Familienbeziehungen und Partnerschaften, die man „als Segen und Reichtum Gottes“ verstehen müsse. Zudem müsste „die große Lebensleistung“ derer anerkannt werden, die füreinander in Liebe, Respekt und verlässlicher Verantwortung einstehen.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt würdigte die „respektvollen Gespräche“ der Synode. Ihre Dankbarkeit dafür sei umso größer, „weil gerade von Christenmenschen über Jahrhunderte“ viele Formen des Zusammenlebens auch diskriminiert worden seien, sagte sie im Open-Air-Gottesdienst der Synode. Einzelne und Gruppen seien dadurch „verdächtigt, beschämt und bedrückt“ worden. „Möge Gott vergeben, was dabei an Leid und Unrecht geschehen ist – und mögen wir heute andere und neue Wege finden, einander mit Liebe und Respekt zu begegnen“, sagte sie.

Die Hamburger Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) dankte der Nordkirche dafür, dass sie die Familie als „Weg-, Tisch-, Lebens- und Leidensgemeinschaft“ beschreibe. Neben dem Klima sei die Familie „das wichtigste Thema der Zeit“, sagte sie in ihrem Grußwort. Denn trotz allen Bedeutungswandels sei Familie „noch immer die Keimzelle der Gesellschaft“. 13 Millionen Kinder und Jugendliche lebten in Deutschland in Familienbezügen aller Art. Daher sei das „Thema Familie“ eine dauerhafte Aufgabe von Politik. In Umfragen rangiere die Familie noch vor Freundschaften als wichtigster Lebensort.

Zum Tagungsende begrüßte die Synode den neuen Greifswalder Bischof Tilman Jeremias. Nach der Übergangszeit mit zwei Bischöfen in Mecklenburg und Pommern gelte es jetzt, von Greifswald aus den ganzen Sprengel geistlich zu leiten, sagte Synoden-Präses Ulrike Hillmann. Jeremias soll am Reformationstag, 31. Oktober, im Greifswalder Dom eingeführt werden.

Beim globalen Klima-Streik von „Fridays for Future“ am 20. September beteiligte sich die Synode mit einer „Klima-Andacht“. Die Arbeit im Plenum wurde gegen „fünf vor Zwölf“ niedergelegt. Bereits 2015 hatte die Nordkirche als erste evangelische Landeskirche der EKD ein Klimaschutzgesetz beschlossen. Erklärtes Ziel war, bis 2050 klima-neutral aufgestellt sein zu wollen, das heißt vor allem: frei von CO2-Emissionen.

Probleme mit historischen Kirchen

Im Blick auf historische, denkmalgeschützte Kirchen und Pastorate gibt es allerdings der Kirchenleitung zufolge „größere Probleme“. Deren Energieeffizienz stehe oft dem Denkmalschutz entgegen, hieß es. Schon bei der Erst-Formulierung der Klimaschutzziele 2015 sei klar gewesen, dass bauliche Maßnahmen etwa 80 Prozent ausmachten, Fragen der Mobilität oder der Beschaffung von Gebrauchsmitteln dagegen nur 20 Prozent.

Bereits am Donnerstag wählte die Synode eine neue Kirchenleitung, die für sechs Jahre mit Sitz in Schwerin amtiert. Den Vorsitz hat die Landesbischöfin, die anderen Bischöfe gehören der Kirchenleitung ebenfalls automatisch an. Weitere 13 Mitglieder wurden gewählt: Telse Voigt, Prof. Tilo Böhmann, Arne Gattermann, Katharina von Fintel, Sylvia Giesecke, Malte Schlünz, Henning von Wedel, Mathias Harneit, Prof. Christoph Stumpf, Bettina Hansen, Henrike Regenstein sowie die Pröpste Karl-Heinrich Melzer und Marcus Antonioli.

„Ein besondere Art von Reichtum“

Die Kirchenleitung bereitet Entscheidungen der Landessynode vor und führt deren Beschlüsse aus. Sie berät über grundlegende kirchliche Planungen und wirkt bei der Wahl von Bischöfen und Pröpsten mit. Außerdem führt sie die Aufsicht über das Landeskirchenamt.

Bischöfin Fehrs sagte in ihrem Sprengelbericht, dass die Kirche über „eine besondere Art von Reichtum“ verfüge – „als Werte-Instanz, als Demokratieliebhaberin und als wache Zeitgenossin“. Viele Menschen hätten auch „antiquierte Bilder von Kirche“ im Kopf. Das zeige sich immer an „begeisterten Rückmeldungen nach Amtshandlungen“, die eben „heutzutage individuell, aufgeschlossen und freundlich sind“. Die Freiburger Studie zur Kirchenmitgliedschaft bis 2060 schildere nicht nur die Krise der Institution, sondern enthalte auch Möglichkeiten zum Gegensteuern: „Dazu müssen wir die institutionalisierten Wege verlassen – oder etwas breiter austreten“, sagte Fehrs. (epd)