Die Stimme der Jugend

Einsatz für junge Flüchtlinge, Quoten für Gremienarbeit und mehr Unterstützung der Jugendarbeit gefordert. Beteiligte zufrieden mit der Premiere

BAD NEUENAHR – Mit Forderungen nach mehr Beteiligung junger Menschen in der Kirche und Unterstützung für minderjährige Flüchtlinge ist am vergangenen Sonntag die erste rheinische Jugendsynode zu Ende gegangen. „Wir haben dieser Generation bisher zu wenig Raum gegeben und zu wenig Gestaltungsmöglichkeiten“, sagte Präses Manfred Rekowski am Ende der dreitägigen Beratungen im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr. „Das wollen wir jetzt ändern.“ Die rheinische Jugendsynode gilt als Vorreiter in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Bedürfnisse auf allen Ebenen berücksichtigen

Die Bedürfnisse junger Leute sollten künftig bei allen Entscheidungen berücksichtigt werden, sagte auch Fiona Paulus, Vize-Vorsitzende der Evangelischen Jugend im Rheinland: „Fast alle Beschlüsse haben Auswirkungen auf Jugendliche und junge Erwachsene.“
Konkret fordert die Jugendsynode eine Beteiligungsquote von 50 Prozent junger Menschen in zu gründenden Jugendausschüssen der 37 rheinischen Kirchenkreise sowie im synodalen Fachausschuss Jugend. Der Austausch zwischen Landeskirche und jungen Mitgliedern müsse intensiviert werden. Auch sollten die Kirchenkreise mehr junge Leute zur Landessynode entsenden, fordern die Jugendsynodalen.
Die Landessynode, das oberste Organ der mehr als 2,5 Millionen Mitglieder zählenden rheinischen Kirche, berät nun im Anschluss an die Jugendsynode bis zum 11. Januar auch über die Beschlüsse des Jugendgremiums. Zur rheinischen Kirche gehören rund 650 000 getaufte Kinder und Jugendliche. An der Jugendsynode nahmen je 50 Delegierte der Landessynode und der evangelischen Jugend sowie zehn weitere Kirchenvertreter teil.
Mit Blick auf die Flüchtlingssituation an den EU-Außengrenzen plädiert die Jugendsynode für mehr Unterstützung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Konkrete Projekte wie die kirchliche Anlaufstelle für junge Migranten in der marokkanischen Stadt Ouja sollten dauerhaft gefördert werden.
Beim Thema Kinder- und Jugendarbeit ging es auch um eine finanzielle Förderung der Arbeit in strukturschwachen Regionen. Die Landessynode wurde aufgefordert zu prüfen, ob befristete Anschubfinanzierungen, eine dauerhafte Förderung oder zusätzliche Ko-Finanzierungen sowie Fundraising am besten seien.
Zur Verringerung der Jugend- und Familienarmut fordert die Jugendsynode niedrigschwellige lokale Servicestellen zur umfassenden Beratung von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Familien. Die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen sei besonders stark von Armut gefährdet, hieß es. Fiona Paulus mahnte zudem eine Kultur des Helfens an, die die Jugendlichen nicht zu Bittstellern macht. Es brauche eine gleichwertige Begegnung.

Jungen Menschen fehlt Bezug zur Kirche

Der Gemeindepädagoge Wolfgang Ilg sagte, junge Menschen bewerteten die Kirche positiv. Ihnen fehle aber der Bezug zum eigenen Leben. Der Professor für Jugendarbeit und Gemeindepädagogik an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg präsentierte eine für die Jugendsynode erstellte Sonderauswertung eines Forschungsprojekts an der Universität Freiburg, das für jede evangelische Landeskirche und katholische Diözese langfristige Projektionen von Kirchenmitgliedschaft und Kirchensteueraufkommen bis 2060 vornimmt. Der Untersuchung zufolge nehme die Kirchenmitgliedschaft eines Konfirmationsjahrgangs in den 25 Jahren nach der Konfirmation um etwa ein Viertel ab, sagte Ilg. Die Kirche müsse fragen, welche positiven Erfahrungen in den Jahren zwischen 14 und 28 fehlten, um der Kirche treu zu bleiben.
Jugenddelegierte und Landessynodale hätten auf Augenhöhe beraten, bilanzierte die Jugenddelegierte Paulus zum Schluss. Nun gehe es darum, die Ergebnisse auszuwerten. Ob es weitere Jugendsynoden geben soll, blieb am Ende der Beratungen offen. epd