„Die Konfessionen ins Gespräch bringen“

Vor ihm liegt eine spannende Aufgabe: Der neue Studienleiter im Kloster Frenswegen, Pastor Ulrich Hirndorf, spricht im Interview über ökumenische Begegnungen, seine künftige Arbeit und Perspektiven für 2019.

Pastor Ulrich Hirndorf
Pastor Ulrich HirndorfPrivat

Herr Hirndorf, was hat Sie in die Position des Studienleiters geführt: Welchen Werdegang haben Sie?
Ulrich Hirndorf: Eigentlich hätte ich es mir nicht träumen lassen, einmal Studienleiter einer ökumenisch geführten Einrichtung zu werden. In meinem Heimatdorf an der Weser gab es zu 99,5 Prozent nur Lutheraner. Aber das Studium in Kiel, Göttingen und das Predigerseminar in der Bistumsstadt Hildesheim haben dann doch Horizonte geöffnet. Ich habe neben Theologie auch biblische Archäologie studiert. Eine Exkursion zu Ausgrabungsstätten in Israel und Gespräche mit Religionsvertretern haben mir damals schon gezeigt, dass nur das Gespräch miteinander uns voranbringt. Vielleicht habe ich deswegen auch eine promovierte Naturwissenschaftlerin aus einer katholischen Familie geheiratet, auch dieser Austausch ist superinteressant.
Wie kamen Sie dazu, sich gerade jetzt auf die Stelle zu bewerben?
Ich war zehn Jahre lang Pastor einer kleinen lutherischen Gemeinde im katholischen Emsland und fast genauso lange Lehrkraft an einer katholischen Konkordatsschule, habe mein Gehalt also sowohl von der Hannoverschen Landeskirche als auch vom Bistum Osnabrück bezogen, das ist ja schon mal echt ökumenisch. Außerdem hatte ich enge freundschaftliche Kontakte zur benachbarten reformierten Gemeinde. Die vergangenen sieben Jahre war ich Pastor für Öffentlichkeitsarbeit und habe mehrere ökumenische Großprojekte geplant und durchgeführt, wie den Reformation Day 2017 in der Emsland­arena mit über 3000 Schülern aller Konfessionen. Da kam mir die Ausschreibung gerade recht.
Welche Bedeutung hat Ihre Arbeit für das Kloster und wie ist dieses thematisch-strukturell aufgestellt?
Mein Stellenanteil beträgt 50 Prozent. Mit der anderen Hälfte bin ich weiterhin „Öffipastor“ im Kirchenkreis. Ich habe eine katholische Kollegin und einen reformierten Kollegen. Gemeinsam bereiten wir ein Jahresprogramm vor und laden Menschen verschiedener Konfessionen ein, miteinander geistlich zu leben oder sich auszutauschen.
Wie ist der ökumenische Ansatz im Kloster Frenswegen entstanden?
Als in den 70er-Jahren das Kloster durch eine Stiftung des Fürsten zu Bentheim wieder zum Leben erweckt wurde, haben sich sechs Kirchen als Träger verpflichtet, Konfessionen miteinander ins Gespräch zu bringen – neben den drei „großen“ Konfessionen die Altreformierten, die Baptisten und die Herrnhuter Brüdergemeine.
Wie wird die Ökumene gelebt – nur in Seminaren oder gibt es auch private Verbindungen?
Ich bin ja der Neue, aber es hat sich gezeigt, dass unter uns ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis herrscht. Wir planen gemeinsam, geben Rückmeldungen auf Erlebtes und sind Teil einer über 40-köpfigen überkonfessionellen Gemeinschaft, die das Kloster Frenswegen als Haus der Begegnung, Besinnung und Bildung am Laufen hält.
In diesen Tagen hatten Sie Besuch von einer Schulklasse.
Es waren Schüler von drei Schulen Nordhorns im Alter zwischen 13 und 18 Jahren hier. Sie waren nicht nur zu Besuch, sie sind für eine Woche hier eingezogen. Mein Projekt heißt „Kloster im Alltag“. Strukturiert durch Tagzeitengebete, leben die Jugendlichen vom Kloster aus ihren ganz normalen Schulalltag oder ihr Vereinsleben. Trotzdem kommen wir zusammen – zum Beten, Singen, zu Zeiten der Stille oder zu Workshops. Wir haben die Geheimnisse des mehr als 600 Jahre alten Klosters erforscht, aber auch den Advent bewusst wahrgenommen.
Welche Rolle spielen diese Begegnungen für Ihre Arbeit, auch mit Blick auf 2019?
Begegnungen und Austausch sind mir wichtiger als akademische Aufsätze zum Stand der Ökumene. Das Kloster steht für gelebte Ökumene: Ein Schwerpunktthema 2019 wird die Vielfalt der Bibelübersetzungen sein, die Verwendung finden. Es soll ein neues Forum „Schöpfung“ aufgebaut werden, das die Themen nachhaltiges Leben und Naturschutz beinhaltet und ich werde eine Werkstattreihe zu kirchlicher Öffentlichkeitsarbeit auflegen.
Info
Das neue Jahresprogramm für 2019 und weitere Infos zum Kloster gibt es online auf der Seite www.kloster-frenswegen.de.
Das Interview führte Hans-Christian Roestel.