„Die KinderVesperkirche ist ein Fingerzeig in Richtung Politik“

Mit einem Gottesdient in der Jugendkirche hat am Montag in Mannheim die 16. KinderVesperkirche begonnen. Zwei Wochen lang, bis 15. Dezember, erhalten Grundschulkinder im Stadtteil Waldorf ein warmes Mittagessen. „Die KinderVesperkirche ist eine der wenigen Aktionen, die konkret auf Kinderarmut hinweisen“, sagte Dekan Ralph Hartmann von der Evangelischen Kirche in Mannheim dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Seit 2008 setzt die Evangelische Kirche in Mannheim mit der KinderVesperkirche ein Zeichen für Gerechtigkeit und Teilhabe. Nicht teilhaben zu können an Kindergeburtstagen, bei Sportvereinen, weil das Geld dafür fehlt, „gräbt sich ein in Kinderseelen“, beschreibt Hartmann die Benachteiligung von Kindern durch Armut. Es entstehe das Gefühl, „in der Gesellschaft, in der sie aufwachsen, nicht erwünscht zu sein“, so der Theologe.

Mit Nikolausmützen auf dem Kopf gestalteten knapp 100 Grundschulkinder von zwei Schulen den Eröffnungsgottesdienst. Aus Kinderkehlen ertönte – passend zum Weltgeschehen – das Lied „ein bisschen Frieden“, mit dem die Sängerin „Nicole“ 1982 den Grand Prix Eurovision de la Chanson gewann. Mit den Worten „Gott, lass mich mein Herz spüren und lass mich nicht allein“ bat Hartmann um „Segen“ für die kommenden zwei Wochen KinderVesperkirche.

Ein warmes Essen, Zeit zum Spielen und Basteln: Gemeinsamkeit ist wichtig in der KinderVesperkirche. Neu in diesem Jahr ist eine Spieleecke mit großen Legosteinen. Die Steine stammen aus Spenden. „Lego macht Spaß, stärkt die Feinmotorik, fördert Kreativität und Fantasie. Doch Lego kann sich nicht jede Familie leisten“, weiß die Leiterin der KinderVesperkirche, Svenja Hauseur.

„Es gibt auch ein Bastelangebot, wo Kinder ein Weihnachtsgeschenk für ihre Eltern basteln können“, sagte Hauseur. Das sei den Kindern sehr wichtig. Die Stadtjugendreferentin rechnet in diesem Jahr mit rund 1.500 Kindern.

Kinderarmut betreffe in Mannheim die ganze Stadtgesellschaft. Jedes fünfte Kind unter 18 Jahren lebe in Armut, sagte Hauseur. Die Kinder kommen in ganzen Klassen, um kein Kind zu diskriminieren. Lehrer erkennen die Armut daran, dass die betroffenen Kinder keine Mathe-Hefte oder Ordner für ihr Schulmaterial haben, sich keine Fußballschuhe leisten können.

Die Diakonin verweist darauf, dass Kinder unter solchen Umständen nicht lernen könnten. „Die KinderVesperkirche ist ein Fingerzeig in Richtung Politik“, betonte sie. Die Kindergrundsicherung sei ein wichtiger, erster Schritt zu mehr Chancengleichheit für einkommensschwache Familien, so Hauseur.

Eine weitere Hilfe der Evangelischen Kirche Mannheim für Kinder aus finanziell schwachen Familien ist der ganzjährige Mittwochstisch, wo die Kinder ein warmes Essen und konkrete Unterstützung erhalten. Der Mittwochstisch wird ebenso wie das Kinderkaufhaus und das Projekt „Begleitpaten“ der Diakonie Mannheim aus Spenden finanziert. (2914/04.12.2023)