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Die heilige Barbara: Hilfe für Bergleute und Fußballer

In den Wochen vor Weihnachten gedenken Christen ihrer Heiligen ganz besonders. Natürlich steht Nikolaus im Vordergrund. Doch auch zur heiligen Barbara gibt es umfangreiches Brauchtum.

Das würde man von Schalke 04 nicht unbedingt erwarten: Der Verein, der gerade nach Jahren innerer Turbulenzen die Tabellenführung der Zweiten Fußballbundesliga erobert hat, setzt nicht nur auf Unterstützung einer großen Biermarke aus dem Sauerland. Sondern auch auf himmlischen Beistand.

Seit vergangenem Jahr wacht eine Statue der heiligen Barbara im Spielertunnel über die Fußballspieler und Fans des Revier-Clubs. Zugleich pflegen die Schalker ihre Bergmannstraditionen und erinnern an ihre Wurzeln: Am Donnerstag, dem Gedenktag der Heiligen, lädt der Club bis zu 40 Jugendliche zwischen 8 und 13 Jahren zu Ehren der heiligen Barbara zu einem Besuch des Trainingsbergwerks Recklinghausen ein. Sie sollen erfahren, wie anstrengend der Arbeitsalltag der Kumpel war, welche Gefahren es im Bergwerk gab und warum Zusammenhalt für die Bergleute so wichtig war.

Barbara ist eine der populärsten christlichen Heiligen. Gärtnereien und Blumengeschäfte profitieren vom Brauchtum des Barbaratags. Seit dem Mittelalter gehört sie zu den 14 Nothelfern und wird besonders zum Schutz vor jähem Tod und als Beistand für Sterbende angerufen. Deshalb und wegen ihrer Flucht durch eine Felsspalte wurde sie auch als Schutzheilige der Bergleute verehrt.

Barbara-Statuen gibt es viele im Ruhrgebiet. Als im Dezember 2018 an der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop das Ende des Bergbaus im Ruhrgebiet und in Deutschland feierlich besiegelt wurde, wurde auch eine Figur der heiligen Barbara, die sonst in rund 1.200 Metern Tiefe auf der 7. Sohle des Bergwerks zu finden war, ans Tageslicht geholt.

Allerdings ist die historische Existenz der Heiligen ziemlich unsicher. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) ist der Tag deshalb nicht mehr im offiziellen Festkalender der katholischen Kirche aufgeführt. Was Legende ist und was Realität, lässt sich kaum trennen.

Die Tochter des reichen griechischen Kaufmanns Dioskoros soll in Nikomedia, dem heutigen Izmit in der Türkei, gelebt haben. Im Jahr 306 starb sie angeblich den Märtyrertod. Viele Erzählungen ranken sich um Barbara: So soll sie von ihrem heidnischen Vater in einen Turm eingeschlossen worden sein, weil er auf seine bildschöne junge Tochter eifersüchtig war und eine Heirat verhindern wollte. Während der Vater auf Reisen war, ließ Barbara sich heimlich taufen.

Auf der Flucht vor ihm soll sie durch eine Bergspalte entkommen sein und Unterschlupf bei einem Hirten gefunden haben, der sie schließlich verriet. Ihr Vater soll sie dem Gericht überantwortet und dann selbst enthauptet haben, um anschließend von einem Blitzschlag getroffen zu werden. Deshalb wird Barbara mit dem Blitz in Verbindung gebracht, bei Stürmen werden Gebete an sie gerichtet.

Aus demselben Grund ist sie die Schutzheilige der Artillerie. Ihr Bildnis wurde früher häufig auf Waffenlagern und Pulvermagazinen aufgestellt. Dargestellt wird die Heilige außerdem mit dreifenstrigem Turm, Kelch, Hostie, Schwert oder Fackel. Mit letzterer deshalb, weil Barbara mit brennenden Fackeln gefoltert worden sein soll.

Schon frühzeitig wurde die Heilige Mittelpunkt besonderer Verehrung; der Kult hat seinen Ursprung im östlichen Mittelmeerraum. Das früheste Zeugnis für ihre Bedeutung im Abendland bildet ein Pfeilerfresko von 705/706 in der Kirche Santa Maria Antiqua in Rom. Reliquien kamen um 1000 nach Venedig und von dort nach Torcello.

Der Barbara-Tag ist vor allem seit dem 17. Jahrhundert in Europa mit besonderen Bräuchen verbunden. Aus Westfalen, Schwaben, Bayern und Tirol stammt die Sitte, an dem Tag Weiden-, Kirschbaum- oder Forsythienzweige im Garten zu schneiden, in einem Krug mit Wasser treiben zu lassen, so dass die Blütenknospen zu Weihnachten aufbrechen. Blüten im tiefen Winter symbolisieren das neue Leben und die Übernatürlichkeit der Geburt Christi.

Im Allgäu findet am Abend des 4. Dezember in manchen Orten das Bärbeletreiben statt: Bei diesem alten Brauch verkleiden sich Frauen als Gestalten, die an Fasnetshexen erinnern, und ziehen mit lautem Getöse durch die Straßen.