Die Hebamme, die Hoffnung spendet

Seit vier Monaten ist Maike Jansen als Hebamme im Hamburger Diakonie-Projekt „Andocken“ tätig. Hier hilft sie Schwangeren, die ohne Papiere eingereist sind.

Hebamme Maike Jansen in der Praxis „Andocken“
Hebamme Maike Jansen in der Praxis „Andocken“Thomas Morell

Hamburg. Viele Schwangere sind besorgt, wenn sie ihr Kind erwarten. Doch jene Frauen, die zu Maike Jansen kommen, sind noch gestresster als andere. Die 40-jährige Hamburger Hebamme beim Diakonischen Werk betreut in der Praxis „Andocken“ schwangere Frauen ohne Papiere. „Andocken“ bietet Menschen ohne Papiere medizinische Hilfe. Maike Jansen ist seit drei Monaten im Amt und bislang die einzige Hebamme in einem solchen Sozialprojekt in Hamburg.

Die schwangeren Frauen kommen aus Afrika, Lateinamerika und Asien, viele stammen aus Ghana. Einige sind als Touristinnen gekommen, manche sind illegal nach Deutschland eingereist oder haben erfolglos einen Asylantrag gestellt. Viele haben einen Job als Putzkraft in öffentlichen oder privaten Haushalten.

Geradezu überlebenswichtig ist für sie, dass sie den Behörden nicht auffallen. Eine normale Polizeikontrolle kann schon zu einer Abschiebung führen. Schwarzfahren etwa wäre viel zu riskant. Wichtig für sie ist der Zusammenhalt in der Community ihrer Landsleute. Hier werden häufig Jobs vermittelt, Kontakte geknüpft und Wohnraum besorgt.

In Deutschland geduldet

Die Freude auf das neue Baby wird auch dadurch bestärkt, dass es der Mutter zu einer Aufenthaltsberechtigung verhelfen kann. Ab der 32. Schwangerschaftswoche bis acht Wochen nach der Geburt werden die Mütter in Deutschland geduldet. Hat das Kind einen Vater mit deutscher Staatsangehörigkeit oder gesichertem Aufenthaltstitel, verlängert sich die Aufenthaltserlaubnis, bis das Kind die Volljährigkeit erreicht hat. Wer sich bis dahin gut integriert hat, darf in der Regel bleiben.

Mit einer halben Stelle ist Maike Jansen seit April bei „Andocken“ tätig. Bis September 2021 ist die Finanzierung durch die Initiative „Skala“ der Unternehmerin Susanne Klatten gesichert. Die andere halbe Stelle soll demnächst auch besetzt werden. Ein Beratungsgespräch auf deutsch ist in der Praxis „Andocken“ im Stadtteil Altona die Ausnahme. Maike Jansen spricht englisch, französisch und spanisch mit den Frauen. In der Praxis werden auch portugiesisch und türkisch gesprochen.

Vertrauenvolle Beziehung

Gemeinsam mit der Gynäkologin Teresa Steinmüller versorgt sie die Schwangeren medizinisch. Sie misst den Blutdruck der Mutter, horcht die Herztöne des Kindes ab und vermisst es durch Abtasten im Bauch. Doch ihre Arbeit geht noch darüber hinaus. Sie nimmt sich Zeit, um mit den Frauen über ihre Situation zu sprechen. Sie bespricht mögliche Gefährdungen des Kindes, vermittelt Ansprechpartner und gibt Tipps für die richtige Ernährung. Bei „Andocken“ sind darüber hinaus noch weitere Mediziner und Sozialkräfte tätig.

Das Wichtigste sei, so Maike Jansen, zu den Frauen eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Für sie sei die Schwangerschaft mit Spannung und Angst verbunden. Hier möchte sie helfen und Angebote schaffen. Psychisch-seelischer Beistand sei notwendig. Erste Erfolge hat sie auch schon erlebt: Fünf Frauen haben bereits gesunde Babys auf die Welt gebracht. (epd)