Die Dorfkirche des Monats steht in einer Stadt

Im Oktober kürte der Förderkreis Alte Kirchen das Gotteshaus in Märkisch Buchholz

Von Uli Schulte Döinghaus

Die Gemeinde von Märkisch Buchholz im Kirchenkreis Zossen-Fläming freut sich über die mit 5000 Euro Preisgeld verbundene Auszeichnung. In die Freude mischt sich derweil eine Spur Irritation. „Wir sind eine Stadt. Von Dorfkirche kann also keine Rede sein“, sagt Pfarrer Jürgen Behnken. Er leitet auch den Kirchensprengel, zu dem neben Märkisch-Buchholz die Kirchengemeinden Halbe und Oderin zählen.

Märkisch Buchholz, südlich von Königs Wusterhausen gelegen, dehnt sich einen halben Kilometer zwischen Nord und Süd und einen halben Kilometer zwischen Ost und West aus. Hier leben 800 Einwohner in der kleinsten Stadt Brandenburgs und der achtkleinsten Stadt der Bundesrepublik Deutschland. Die Kirchengemeinde kümmert sich aktiv um junge Christen. Pfarrer Behnken berichtet vom engagierten Pfadfinderleben rund um Märkisch Buchholz und von Plänen für einen evangelischen Kindergarten. Für Familien aus dem Umfeld von Berlin werde der Ort attraktiv. „Wir sind der Speckgürtel vom Speckgürtel“, sagt Pfarrer Behnken. 

Engagiert kümmern sich die Stadtbürger um den Friedhof

Auch für die Bürger, die keine Gemeindeglieder sind, ist die Kirche das Zentrum des Städtchens. Sie überragt den Friedhof, um dessen Pflege sich viele kümmern. Pfarrer Behnken freut sich über „die Bereitschaft der Leute, in ehrenamtlicher Arbeit mitzuhelfen, den Friedhof in Schuss zu halten, nicht nur die eigenen Grabstätten. Zusammen mit der Stadt organisieren wir jetzt im 

November wieder eine Aktion. Da kommen 20, 30 Leute zusammen, zum Beispiel, um das Laub zu harken.“ Auf dem Kirchhof liegt auch Franz Fühmann (1922–1984) begraben. Den Schriftsteller hatte es aus dem lauten Berlin ins beschauliche Märkisch-Buchholz verschlagen. 

Die helle, strahlende Außenfassade der Kirche zeigt, dass das Gebäude vor rund 20 Jahren einen frischen Farbanstrich erhalten hat. 1945, während der Kämpfe im so genannten Kessel von Halbe, brannte die ursprünglich neoklassizistische Kirche vollständig aus. Die gesamte Ausstattung der Kirche, die einst unter dem Kirchenpatronat des Preußenprinzen August Wilhelm von Preußen (1722–1758) neu erbaut wurde, ging verloren. Lediglich die beschädigte Wetterfahne mit einer vergoldeten Krone und den Initialen „AW“ – zu Ehren August Wilhelms – wurde gesichert. Sie ist heute im Eingangsbereich der Kirche zu sehen. 

Fast 20 Jahre lang wurde die Kirche mühsam wieder aufgebaut. „Inzwischen sind Sanierungsarbeiten im Innenraum wieder dringend notwendig geworden. Das gerissene und teilweise bereits abgefallene Deckengesims soll instandgesetzt werden“, informiert der Förderkreis Alte Kirchen in seiner „Laudatio“ auf die Dorfkirche des Monats, die eigentlich eine Stadtkirche ist.