Die Bibel lesen

Woche vom 20. bis 26. Januar

Sonntag:    Psalm 107, 1-22
Montag:     Römer 1, 1-7
Dienstag:     Römer 1, 8-17
Mittwoch:     Römer 1, 18-23
Donnerstag:     Römer 1, 24-32
Freitag:     Römer 2, 1-16
Samstag:     Römer 2, 17-29

Den Römerbrief zu lesen, stellt allein schon im Blick auf seine oft abstrakte Sprache eine Herausforderung dar. Auch inhaltlich fordert dieser Brief einiges an Denkarbeit. Dennoch ist die Lektüre eine ausgesprochen lohnende Herausforderung, denn sie führt ins Zentrum der paulinischen Lehre und zum Kern des Evangeliums.
Nicht zufällig ist gerade dieser Brief für viele ein prägendes Zeugnis geworden. Um nur zwei zu nennen: Martin Luther gewann mithilfe von Römer 1,17 seine befreiende Einsicht in die Rechtfertigung allein aus Glauben. Karl Barth entfaltete grundsätzliche Gedanken dazu, ob und wie wir als Menschen überhaupt von Gott reden können, in seinem berühmten Römerbriefkommentar (1919/1922).

Martin Luther hat in der Vorrede zum Römerbrief (1522) einen Schlüssel zum Verstehen gegeben: „Diese Epistel ist das rechte Hauptstück des Neuen Testaments und das allerlauterste Evangelium, welche wohl würdig und wert ist, dass sie ein Christenmensch nicht allein von Wort zu Wort auswendig wisse, sondern täglich damit umgehe als mit täglichem Brot der Seele.“ – Es hilft, die Abschnitte aus dem Römerbrief oft zu lesen, um sich in ihre tiefen Gedanken einzuüben.

Paulus war noch nicht in Rom, als er den Brief (vermutlich 56 n. Chr. in Korinth) an die Christen dort schreibt. Er plant aber, seine Missionstätigkeit bis nach Spanien auszudehnen und sie auf diesem Weg zu besuchen (Römer 15, 17-24). Er schickt den Brief als Zusammenfassung des Evangeliums voraus und lässt keinen Zweifel daran, dass es so, wie er es verkündigt, richtig ist, weil es ihm von Gott offenbart wurde.

Grundlegend ist für ihn: Juden und Nichtjuden, beide sind auf Gottes Erbarmen angewiesen, wenn es um die Gerechtigkeit geht, die vor Gott gilt. In den ersten beiden Kapiteln ist das dargestellt: Es ist entscheidend, dass der Mensch Gottes Willen tut, ob er nun als Jude diesen Willen durch das Gesetz erfährt, oder ob er als Heide eine Vorstellung von Gut und Böse hat. Paulus folgt mit dem letzteren Gedanken der Ansicht seiner Zeit, dass Gott die Welt durch sein Schöpferwort, die Weisheit, geschaffen und seinen Geschöpfen damit einen Sinn für seinen Schöpferwillen eingeprägt habe. Da, wo der Mensch gegen Gottes Willen handelt, tut er Unrecht. Er selbst kann sich von dieser Schuld nicht befreien, sich auf nichts berufen. Er ist auf Gottes Gnade angewiesen, die in Christus offenbar wird. Diese Gnade ist Geschenk, sie kann nur im Vertrauen auf Gottes Erbarmen empfangen werden.