Die Bibel lesen

Woche vom 28. Januar bis 3. Februar

Sonntag:    Psalm 119, 73-80
Montag:     5. Mose9, 1-14
Dienstag:     5. Mose 9, 15-29
Mittwoch:     5. Mose 10, 1-9
Donnerstag:     5. Mose 10, 10-22
Freitag:     5. Mose 11, 1 – 12
Samstag:     5. Mose 11, 13-32

Israel ist nicht etwa deshalb von Gott „auserwählt worden“ wie es heißt, und es hat auch nicht deshalb Siege über andere Völker davontragen können, weil es zahlreicher oder mächtiger oder frömmer oder überhaupt irgendwie besser oder gerechter gewesen wäre als sie. Dieses „nicht etwa“ ist ein Element jüdischen Glaubens geblieben bis heute. Der Grund für Gottes Erwählen ist einzig dessen Entscheidung und bleibt unergründlich. Was für Israel heißt: Die rechte Frömmigkeit ist das Leben in Gottes Freiheit, im Nachdenken und in Dankbarkeit. Luther übersetzt „Wir sollen Gott fürchten und lieben!“ Gemeint ist nicht niederdrückende Angst, sondern Ehrfurcht, Respekt vor Gottes Wohltaten und Güte. Auch der Gehorsam ist nicht – wie das mit oft verhängnisvollen Folgen missverstanden wurde – das Aufgeben des eigenen Willens oder der Verantwortung. Biblischer Gehorsam ist das freie und verantwortliche Handeln, Vertragstreue zu Gott gewissermaßen. Jesus wird sagen: Ihr seid Söhne und Töchter des Allmächtigen! Gottes Hausgenossen und Beauftragte, aber auch Bevollmächtigte, die mit ihren anvertrauten Talenten sinnvoll umgehen und Gewinn an Leben erwirtschaften sollen.

Es gibt aber auch eine Kehrseite in dieser Geschichte. Denn das Volk Israel kommt keineswegs in ein unbesetztes Land. Es gehört Leuten, die sich wie in Jericho feste Mauern gebaut haben, um vor Raubüberfällen geschützt zu sein. Es hat schwere, entsetzliche Kämpfe gegeben, ehe Israel das Land übernehmen konnte. Gewiss, es gab manchmal auch Verhandlungen und ein friedliches Miteinander, aber sehr häufig eben diese brutale und blutige Eroberung mit ungezählten Opfern und unermesslichem Leid.

Und was uns heute besonders problematisch erscheint: Die Berichte –wie hier in 9, 1ff. – schildern das so, also ob Gott selbst diesen Kampf geführt habe, als flammende Angriffsspitze für sein Volk, hinter dem die Eindringlinge nur nachzurücken brauchten, um zum Sieg zu kommen. Führt Gott Krieg, gibt es Gotteskriege? Waren es denn nicht Menschen, die da kämpften? Und waren etwa die Opfer nicht genauso Geschöpfe Gottes? Es mag ja sein, dass auch diese Völker wie überhaupt alle Menschen zu gottlosem Treiben entartet waren, aber die Frage, woher die Gottes Regeln denn wissen konnten, bleibt unreflektiert.
Was fordert Gott sonst von dir? So leitet der Text die volle Bindung an Gott ein, die mit dem Bundesschluss bestätigt wird, und als dessen Zeichen die Beschneidung der Jungen gesetzt wird.