Die ARD sucht den Glauben

Woran glaubt Deutschland? Die ARD-Themenwoche widmet sich dem Glauben, aber auch dem Nichtglauben. Fernseh- und Hörfunkprogramme begeben sich auf Spurensuche nach der religiösen Vielfalt – und nach dem, was Menschen Halt gibt.

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Berlin. Mit einer Themenwoche "Woran glaubst Du?" will die ARD zwischen 11. und 17. Juni in ihren Fernseh- und Hörfunkprogrammen "der Frage nach dem Sinn des Lebens" nachgehen. Religion und Weltanschauungen und die Frage nach Halt und Orientierung seien in Zeiten der Verunsicherung hochaktuelle gesellschaftlich relevante Themen, sagte MDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Karola Wille bei der Vorstellung des Programms in Berlin.
Die ARD-Themenwoche unter Federführung des MDR werde viele Gesichter haben und "nicht nur in religiösen Dingen unterwegs sein", sagte Wille, die bis Ende des Jahres noch der ARD vorsteht. Gezeigt würden die ganze Vielfalt und alle möglichen Facetten von Glauben. Dabei reicht das Spektrum vom besonders in Ostdeutschland verbreiteten Atheismus bis zum religiösen Fundamentalismus.

Verschwörungstheorien im Fokus

Ein breitgefächertes Programmangebot will den Blick auf die vielen Spielarten des Glaubens öffnen. So soll im Ersten das Thema in Dokumentationen, Reportagen und Fernsehfilmen behandelt werden. Geplant sind unter anderem die Fernsehfilme "Atempause" (MDR/SWR) über den plötzlichen Hirntod eines Neunjährigen oder "Die Konfirmation" (ARD) über einen Jugendlichen, der seine nichtgläubigen Eltern mit dem Wunsch nach einer Taufe konfrontiert.
Dazu kommen Serien, Dokumentationen und Talkrunden, die sich schwerpunktmäßig mit dem Thema beschäftigen. So wird sich das MDR-Magazin "Fakt" mit Verschwörungstheorien auseinandersetzen, das Wirtschaftsmagazin "Plusminus" mit dem Esoterik-Markt und die "Sendung mit der Maus" mit Religion. "Auf dieses Spektrum sind wir sehr stolz", sagte der Programmdirektor des Ersten, Volker Herres.

"Land ohne Glauben"

Die Dritten Programme steuern nach Angaben von MDR-Programmdirektor Wolf-Dieter Jacobi weitere mehr als 100 Sendestunden bei. Zum Beispiel fragt der RBB nach "Yoga als Religionsersatz", und der SWR zeigt eine Dokumentation über einen früheren Priester, der heute verheiratet ist und acht Kinder hat.  
Der Hörfunk liefere wiederum den "Grundsound" der Themenwoche, sagte die Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission, Nathalie Wappler. Die Radioprogramme als Tagesbegleiter böten ergänzend Beiträge, Interviews und Feature.
Der MDR selbst wird sich am 12. Juni mit "Land ohne Glauben" auf Spurensuche nach dem Leben ohne Religion im eigenen Sendegebiet begeben. Religionssoziologen sprechen von Ostdeutschland von einer der "gottlosesten Regionen der Welt". So gehören in Sachsen-Anhalt 83 Prozent der Einwohner keiner christlichen Kirche mehr an, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind es jeweils knapp 80 Prozent. Das sind im Schnitt acht von zehn Menschen, die nicht an eine der großen Kirchen gebunden sind. In Bayern, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind es nur zwei bis drei von zehn.

Menschen erklären ihren Glauben

Ergänzt wird der MDR-Beitrag durch ein Datendossier. Dafür wurden den Angaben zufolge alle großen Sozialstudien und insgesamt 1.250 Datensätze ausgewertet, die regionale Vergleiche auch auf kleinräumlicher Ebene erlauben. Herausgekommen seien interessante Ergebnisse wie, dass die Lebenserwartung in Deutschland dort am höchsten ist, wo es die meisten Kirchenmitglieder gibt, sagte Jacobi.
Die Themenwoche wird inhaltlich begleitet von der Webseite themenwoche.ard.de. Dort werden alle Aktionen und Schwerpunkte vor und während der Woche gebündelt. Für das ARD-weite Multimedia-Projekt "Woran glaubt Deutschland?" erklären Menschen aus ganz Deutschland ihre persönliche Einstellung zu Glaubensfragen. Daraus entsteht eine Deutschland-Karte, die mit Videos, Fotos sowie Audios ergänzt wird und einen emotionalen Zugang zum Thema schaffen soll. Darüber hinaus können sich die Nutzer über die Sozialen Netzwerke an der Diskussion beteiligen.
Ziel der seit 2006 jährlich stattfindenden Themenwochen ist, gesellschaftlich relevante Themen zu behandeln und eine öffentliche Diskussion anzustoßen. (epd)