Die Uni Bonn sucht für ihre Dialektforschung junge Erwachsene aus Nordrhein-Westfalen. 30- bis 40-Jährige, die ihre Kindheit und Jugend am selben Ort verlebt haben, sollen Auskunft geben, welche Dialektwörter sie noch kennen, erklärte die Uni am Dienstag. Dabei müssten interessierte Teilnehmer keine Dialektsprecher sein.
Ob „Kappes“ für Weißkohl, „Prummetaat“ für Pflaumenkuchen oder „Kamelle“ für Bonbons, aus der Kindheit seien vielen noch Dialektwörter ein Begriff, die die Eltern oder Großeltern genutzt haben, erklärte Claudia Wich-Reif vom Institut für Germanistik der Universität Bonn. Welche Wörter genau im Gedächtnis hängengeblieben sind, wolle ihr Team im Rahmen des „Dialektatlas Mittleres Westdeutschland“ herausfinden. Auch gehe es darum, wie sich die Sprechweise in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat.
Insbesondere Einwohnerinnen und Einwohner der Orte Schleiden, Meckenheim, Aachen, Düren, Dülken, Viersen, Willich, Düsseldorf, Dormagen, Leverkusen, Pulheim, Bergheim, Wuppertal, Hagen, Bochum, Recklinghausen, Waltrop, Kamen, Hamm und Unna werden gesucht. „In diesen Orten haben wir bereits die ältere Generation befragt und können so gut Vergleiche anstellen“, erklärte Wich-Reiff. „Aber auch Personen aus anderen Orten können gerne mitmachen.“
In dem sprachwissenschaftlichen Projekt „Dialektatlas Mittleres Westdeutschland“ sammeln Forscherinnen und Forscher der Universitäten Siegen, Bonn, Münster und Paderborn Sprachvarietäten. Ihr Ziel ist es, dialektale Sprechweisen in Nordrhein-Westfalen und Teilen von Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zu erfassen und auszuwerten.
Seit 2016 wurden den Angaben nach fast 900 Orte in ganz NRW erfasst, vor allem in ländlichen Gegenden. Jede Universität ist für einen bestimmten geografischen Teil zuständig. Gefördert wird das Projekt von dem Akademienprogramm des Bundes und der Länder. Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste betreut das Projekt.