Diakonie und Caritas gegen Abschiebungen nach Afghanistan

Die verzweifelten Anfragen von Afghanen machten ein Arbeiten an Fragen der Integration unmöglich, sagt die Caritas.

Dirk Ahrens, Leiter der Diakonie (Archivbild)
Dirk Ahrens, Leiter der Diakonie (Archivbild)Sven Kriszio

Hamburg. Diakonie und Caritas in Hamburg setzen sich für einen Abschiebestopp nach Afghanistan ein. Die Sicherheitslage in Afghanistan habe sich dramatisch verschlechtert, sagt Diakonie-Chef Dirk Ahrens. Das belege der jüngste Bericht des Flüchtlingshilfswerks UNHCR nachdrücklich. "Deshalb sind Abschiebungen nach Afghanistan nicht zu verantworten." Hamburg sollte eigenständig einen Abschiebestopp erlassen: "Das gebietet sowohl der humanitäre Flüchtlingsschutz als auch eine vernünftige Integrationsstrategie." Mit rund 12.000 Afghanen hat Hamburg die größte afghanische Community in Deutschland.
In den Beratungsstellen der Caritas häuften sich verzweifelte Anfragen von Afghanen, die sich erhebliche Sorgen um ihre Zukunft machen, sagte Michael Edele, stellvertretender Direktor der Hamburger Caritas. "Das macht ein nachhaltiges Arbeiten an Fragen der Integration wie Spracherwerb und Arbeitsaufnahme zurzeit kaum möglich." Rund ein Viertel aller Flüchtlinge in Hamburg kommen nach Angaben der Diakonie aus Afghanistan, allein im vergangenen Jahr waren es 5.471 Personen.
Die beiden kirchlichen Wohlfahrtsverbände wiesen auf die Hamburger "Senatorenregelung" hin, die der damalige Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) 2008 eingeführt hatte: In der Einschätzung, dass Abschiebungen nach Afghanistan nicht möglich sind, konnten afghanische Flüchtlinge auf ihren Asylantrag verzichten und bekamen sofort eine Aufenthaltserlaubnis. Bereits abgelehnte, aber geduldete Asylbewerber bekamen nach 18 Monaten Duldung die Aufenthaltserlaubnis. (epd)