Diakonie-Präsident zu Missbrauch: „Wir werden aufarbeiten“

„Es muss uns allein um die Betroffenen gehen“: Der neue Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch ist offiziell ins Amt eingeführt worden und will sich um die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt kümmern.

Rüdiger Schuch ist neuer Diakonie-Präsident
Rüdiger Schuch ist neuer Diakonie-PräsidentDiakonie / Thomas Meyer

Der neue Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch ist mit einem Gottesdienst in Berlin offiziell ins Amt eingeführt worden. Seit Januar leitet der 55-jährige Theologe den evangelischen Wohlfahrtsverband. In seiner Predigt kündigte er vor dem Hintergrund der Studie über Missbrauch in der evangelischen Kirche und Diakonie mehr Einsatz für die Betroffenen sexualisierter Gewalt an. „Wir werden aufarbeiten, anerkennen, umfassende Präventionsmaßnahmen ergreifen“, sagte er laut Manuskript.

Dies geschehe nicht zum Erhalt der Institution. „Es muss uns allein um die Betroffenen gehen“, betonte Schuch. Mit dem Ziel, Ansehen und Ruf von Kirche und Diakonie um jeden Preis zu schützen, hätten sich beide Institutionen „in die Tiefe der Unaufrichtigkeit und Lüge“ gestürzt. „Es wurde verheimlicht, es wurde vertuscht, infrage gestellt und es wurde verleumdet“, sagte Schuch.

Schuch: „Was für ein Verbrechen!“

Missbrauchstäter seien nicht gestoppt, sexualisierte Gewalt nicht verhindert worden, ergänzte er. Die Opfer, darunter Waisenkinder, Jugendliche, Männer und Frauen, hätten diakonischen Einrichtungen vertraut, „geerntet haben sie schwere Gewalt“, sagte Schuch: „Was für ein Verbrechen!“

Ende Januar wurde die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragte Studie über Ausmaß und Ursachen von Missbrauch in evangelischer Kirche und Diakonie veröffentlicht. Sie geht von mehr als 2.225 Betroffenen und 1.259 Beschuldigten aus, wobei allerdings nicht alle Akten eingesehen wurden. Für den Bereich der Diakonie wurden nach ihren Angaben überwiegend nur Fälle bis 1979 für die Studie berücksichtigt.

 

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In diakonischen Einrichtungen sind deutschlandweit rund 627.000 Menschen beschäftigt. Der evangelische Verband gehört damit zu den größten Arbeitgebern in Deutschland. Zu den rund 33.400 Einrichtungen zählen Krankenhäuser, Pflegedienste, Kindergärten oder Anlaufstellen für Obdachlose und Geflüchtete. Mehr als zehn Millionen Menschen nehmen jährlich die Dienste in Anspruch, rund 700.000 Ehrenamtliche unterstützen die Arbeit.

Gemeinsam mit dem Hilfswerk „Brot für die Welt“ bildet der Diakonie-Bundesverband in Berlin das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung (EWDE).