Diakonie-Präsident sieht Pflege auf der Kippe

Pflegebedürftige in Deutschland fühlten sie immer häufiger als Ballast, warnt die Diakonie. Das System der Pflege stehe auf der Kippe. Was man dagegen tun könnte.

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch
Diakonie-Präsident Rüdiger Schuchepd-bild / Hans Scherhaufer

Der evangelische Wohlfahrtsverband Diakonie sieht das Pflegesystem in Deutschland auf der Kippe. Um gegenzusteuern, fordert der neue Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch mehr Hilfen für pflegende Angehörige. „Mit Blick auf die ambulante Pflege stellen wir fest, dass es wegen des Fachkräftemangels zunehmend schwieriger wird, adäquate Pflege zu gewährleisten. Deswegen müssen wir darauf setzen, dass Familien umfangreiche Unterstützungs-Settings vorfinden“, sagte Schuch der Ärzte Zeitung.

Kollabiere die häusliche Pflege, breche das gesamte Pflegesystem zusammen, warnte Schuch. In Deutschland werden mehr als 80 Prozent der knapp fünf Millionen Pflegebedürftigen zu Hause versorgt – rund 3,1 Millionen von Angehörigen oder Freunden.

Umstellung des Finanzierungssystems für die Pflege

In der stationären Pflege brauche es eine Umstellung des Finanzierungssystems, um pflegebedürftige Menschen bei steigenden Eigenanteilen zu entlasten, sagte Schuch. „Die Pflege muss über die Pflegeversicherung bezahlt werden, und es muss einen festen Anteil geben, den die Pflegebedürftigen zu erbringen haben.“ Eine „Spirale nach oben, die zu finanzieller Überforderung führt“, müsse verhindert werden.

„Wenn man sich in allen Bereichen überfordert fühlt in der Pflege, auch finanziell, ist das ein katastrophales Signal, was wir an die Menschen senden“, sagte der Diakonie-Präsident. „Sie fühlen sich wie Ballast. Für die Familie, für das Pflegesystem.“ Dieses Problem verschärfe sich immer mehr.