Diakonie HH: „Betroffenen gerecht zu werden, ist wichtigste Aufgabe“

Die Vorständin des Diakonischen Werks Hamburg, Gabi Brasch, hat nach der Veröffentlichung der ForuM-Missbrauchsstudie ihren Blick besonders auf die Betroffenen gerichtet. Ihnen gerecht zu werden, nannte sie „die wichtigste und größte Aufgabe“. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) kündigte sie an: „Wir müssen jetzt erst einmal lesen, auswerten und zuhören – insbesondere dann, wenn sich nun Betroffene melden, die durch die Veröffentlichung der Studie jetzt erneut an ihr Leid erinnert werden oder dieses auch erstmals benennen und sich an uns oder andere Stellen wenden.“

Die Studienergebnisse zeigten „beklemmend eindrücklich“, an wie vielen Stellen und auf welche Art Betroffene sexualisierte Gewalt erlitten hätten und „wie wenig die Institutionen und handelnden Personen in Kirche und Diakonie dem bisher entschieden entgegengewirkt und die betroffenen Menschen gesehen und ihnen geholfen haben“, erklärte Brasch. Das sei „erst einmal eine Tatsache, der wir ohne Beschönigung ins Auge blicken müssen – und es ist beschämend“.

Das Diakonische Werk Hamburg werde die Studie „sorgfältig auswerten und dabei insbesondere die für diakonische Kontexte beschriebenen Risiken und Problemfelder sowie Versäumnisse bei der Aufarbeitung und dem Umgang mit betroffenen Menschen besonders beachten“, kündigte die Vorständin an. Nach der Analyse im kirchlichen und vor allem diakonischen Kontext werde das Diakonische Werk Hamburg seine bestehenden Präventions- und Schutzkonzepte „kritisch überprüfen und schauen, was wir aus den Handlungsempfehlungen lernen und konkret verändern und verbessern können“.

Auch wenn durch die Studie keine neuen Fälle aus dem Bereich des Diakonischen Werks Hamburg bekannt geworden seien, sei es wichtig, für Betroffene ansprechbar zu sein, betonte Brasch. „Dazu gibt es unsere Präventions- und Meldestelle, die ihre Erreichbarkeit derzeit zusätzlich verstärkt hat und in das Gesamtsystem der Nordkirche eingebunden ist. Wir sind als Diakonie in der Anerkennungskommission der Nordkirche vertreten.“ Anerkennungsleistungen würden in der Kommission auch für die Diakonie entschieden.

Ein von der Evangelischen Kirche in Deutschland beauftragtes Forscherteam hatte am Donnerstag (25. Januar) in Hannover eine Studie vorgestellt, in der für den Zeitraum von 1946 bis 2020 von bundesweit mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern die Rede ist. Die Zahlen seien allerdings in einer „sehr selektiven Stichprobe“ ermittelt worden und bildeten keineswegs das Ausmaß sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie ab, hieß es.