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Diakonie: Digitalangebote von Jobcentern schließen Menschen aus

Die Online-Angebote von Jobcentern schließen viele Menschen aus. Zu diesem Ergebnis kommt laut Mitteilung der Diakonie Bayern eine Umfrage unter diakonischen Beratungsstellen. 82 Prozent der 41 befragten Beratungsstellen haben festgestellt, dass es für ihre Klientinnen und Klienten „eine hohe Hürde“ sei, digitale Anträge für Sozialleistungen auszufüllen. Die Systeme seien weder barrierefrei noch allgemein zugänglich. „Nach Ansicht der Diakonie verfehlen die digitalen Tools damit ihren Zweck und verschärfen bestehende Ungleichheiten“, hieß es.

Die Ursachen für die Barrieren seien vielfältig. So geben 85  Prozent der Beratungsstellen an, dass die Systeme nicht anwenderfreundlich und für viele Klienten und Klientinnen zu komplex seien. Ebenso viele stellen fest, dass es bei den Menschen zu Hause an Geräten wie Smartphones, Laptops oder Scannern mangle. 59 Prozent der Beratungsstellen sehen einen fehlenden Internetzugang als zentrales Hindernis. Dazu kommen andere Probleme wie Sprachbarrieren, psychische Erkrankungen oder generelle Überforderung.

Auch für die Beratungsstellen selbst sei der Zugang zu den Angeboten der Jobcenter nur noch eingeschränkt möglich. Nur 38 Prozent geben an, dass sie einen direkten Zugang zu den Jobcentern haben. Bei 45 Prozent ist der Zugang nur noch teilweise gewährleistet, 18 Prozent berichten von keinerlei direkter Erreichbarkeit. Ein erheblicher Teil der Menschen erreiche die zentrale Anlaufstelle für Leistungen zum Lebensunterhalt nicht, sagte Sabine Weingärtner, Präsidentin der Diakonie Bayern. „Damit geraten viele bereits am Anfang der Hilfekette ins Hintertreffen.“

Die Diakonie fordert, dass Digitalisierung niemanden ausschließen darf. Dafür müssten digitale Systeme vereinfacht und barrierearm gestaltet sein. Es brauche auch Begleitung und Unterstützung der Klienten, zum Beispiel durch Lotsendienste, und einen besseren Zugang, wie durch Leihgeräte oder WLAN-Angebote für Betroffene. Alternativen auf Papier und telefonische oder persönliche Beratung müssten erhalten bleiben, so die Diakonie. Sie fordert außerdem eine engere Zusammenarbeit der Jobcenter mit der Freien Wohlfahrtspflege. (2425/23.07.2025)