Deutsches Hygiene-Museum steht vor drastischen Kürzungen
Nach dem Bekanntwerden der städtischen Sparpläne im Kulturbereich schlägt das Deutsche Hygiene-Museum Dresden Alarm. Der besucherstarken Einrichtung mit internationaler Ausstrahlung drohen Kürzungen von jährlich 1,33 Millionen Euro. Das Vorzeigemuseum werde dann „unweigerlich und in kürzester Zeit in die Mittelmäßigkeit absteigen“, sagte Museumsdirektorin Iris Edenheiser am Montag in Dresden.
Grund dafür ist die Ankündigung der Stadt, den Kostenbeitrag für das Museum um jährlich 665.000 Euro zu reduzieren. Damit würde die städtische Mitfinanzierung auf das Niveau des Jahres 2004 in Höhe von 2,5 Millionen Euro zurückfallen. Da Kostenbeiträge für die Stiftung des Museums von Stadt und Land komplementär erfolgen, würde sich diese Kürzung auf jährlich 1,33 Millionen Euro verdoppeln.
Es sei dem Museum bewusst, dass es Sparzwänge gebe, sagte Edenheiser. Dennoch müsse überdacht werden, ob diese Kürzungen verhältnismäßig seien. Falls die Haushaltspläne der Landeshauptstadt im November so beschlossen werden, drohe den für 2025 und 2026 geplanten Sonderausstellungen das Aus. Das Angebot des Hauses falle dann auf die Dauerausstellung und das Kinder-Museum zurück.
Nachgedacht werde daher auch über eine Rücknahme des freien Eintritts für Kinder und Jugendliche, sagte Edenheiser. Das wäre ihr zufolge „besonders schmerzhaft“, weil das junge Publikum ein großer Teil der Besucherinnen und Besucher sei. Zudem könne der Bildungsauftrag nur noch eingeschränkt erfüllt werden. Als eine zusätzliche Konsequenz sei ein weiterer Schließtag denkbar. Aktuell hat das Museum an sechs Tagen in der Woche geöffnet.
Für das nächste Jahr plant das Dresdner Hygiene-Museum eine Ausstellung zum Thema „Freiheit“ mit Partnern in Danzig, Breslau und Prag. Eine Absage an die europäischen Mitstreiter wäre „unangenehm bis peinlich“, sagte Edenheiser. Zudem müssten die zugesagten Bundesmittel wohl zurückgegeben werden, weil mit den Sparplänen notwendige Kofinanzierungen wegfielen. 2026 ist eine Ausstellung zum Thema „Mentale Gesundheit“ vorgesehen, die sich vor allem an Kinder und Jugendliche richten soll.
Die Stiftung Deutsches Hygiene-Museum Dresden wird seit 1999 paritätisch von der Landeshauptstadt Dresden und dem Freistaat Sachsen finanziert. Wie die Kaufmännische Direktorin, Lisa Klamka, betonte, basiert die Gesamtfinanzierung zudem auf den Einnahmen aus Eintrittsgeldern und Vermietungen des Tagungszentrums sowie auf eingeworbenen öffentlichen und privaten Drittmitteln. Die Stiftung sei aber nicht nur für die Programme und Bezahlung der angestellten Mitarbeitenden zuständig, sondern auch für die Instandhaltung des denkmalgeschützten Museumsgebäudes.
Laut Klamka sind die Kostenbeiträge von Stadt und Land seit 2021 trotz Inflation und Mindestlohnerhöhung auf dem Niveau von 3,16 Millionen Euro eingefroren. Wegen der „strukturellen Unterfinanzierung“ sei die gesamte Programmarbeit des Museums bereits seit mehreren Jahren nur noch aus Drittmitteln und Eigenerlösen abgesichert worden, sagte Klamka. 2024 betragen diese Beiträge laut ihren Angaben 2,2 Millionen Euro beziehungsweise 1,9 Millionen Euro.
Von den Haushaltskürzungen im Kulturbereich sind unter anderem auch das Festspielhaus in Dresden-Hellerau und die Dresdner Staatsoperette betroffen. Wegen fehlender Eigenmittel gehen dann jeweils auch Fördermittel verloren.