Deutscher Pflegerat sieht jahrzehntelanges Versagen der Politik

Das Problem ist lange bekannt: Immer mehr Menschen werden in den kommenden Jahren pflegebedürftig. Die Lücke beim Pflegepersonal wird dadurch immer größer. Fachleute fordern einen Wandel in Politik und Gesellschaft.

Angesichts der massiv steigenden Zahl von Pflegebedürftigen wirft der Deutsche Pflegerat der Politik jahrzehntelange Untätigkeit vor. “Die demografische Entwicklung kennen wir. Seit 25 Jahren rechnen wir uns vor, dass die Babyboomer pflegebedürftig werden”, sagte Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Diese Entwicklung müsse doch in der Gedankenvorstellung der Politik klar sein. “Insofern wundert mich die aktuelle Aufregung”.

Vogler bezieht sich auf Äußerungen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), wonach die Zahl der Pflegebedürftigen sprunghaft angestiegen sei. “Mit dem jetzigen Modell werden wir die Zukunft nicht bewältigen. Das ist uns klar”, sagte Vogler. Sie fordert mehr Wertschätzung der Pflege innerhalb der Gesellschaft. “Wenn man nicht betroffen ist, hat die Pflege in der Gesellschaft eigentlich keinen Stellenwert.”

Insgesamt müsse die Kompetenz verbessert werden, etwa durch ein Schulfach Gesundheit und Pflege. Außerdem müssten die Pflegeberufe aufgewertet werden. “Es muss selbstverständlich sein, den Pflegeberuf zu studieren. Dafür brauchen wir in den Universitäten mindestens 10.000 Plätze.”

Bereits am Dienstag hatte der Pflegerat vor einem dramatischen Mangel von Pflegekräften gewarnt. Bis 2034 fehlten voraussichtlich 500.000 Mitarbeiter in der Pflege, sagte Verbandspräsidentin Christine Vogler der Zeitung “Bild”.