Deutscher Buchmarkt wieder auf Wachstumskurs

Der Umsatz des deutschen Buchmarkts ist im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent auf 9,71 Milliarden Euro gestiegen. Hingegen war im Jahr 2022 der Umsatz noch um 1,9 Prozent gesunken, wie der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Buchhandels, Peter Kraus vom Cleff, am Donnerstag in Frankfurt am Main mitteilte. Im ersten Halbjahr dieses Jahres sei der Umsatz weiter leicht um 1,2 Prozent gewachsen. Das Wachstum sei nicht selbstverständlich angesichts des allgemein schwächelnden Konsums und hoher Kostensteigerungen, betonte Kraus vom Cleff.

Das Geschäft in den Buchhandlungen macht den Angaben zufolge den wichtigsten Vertriebsweg aus. Dessen Umsatz ist zwar um 2,6 Prozent gewachsen, aber der Anteil am Buchmarkt insgesamt ist in den Jahren 2019 bis 2023 um 5,5 Prozent geschrumpft. Demgegenüber hat der Anteil des Internetbuchhandels in diesem Zeitraum um 29,5 Prozent zugenommen. Dessen Umsatzwachstum war im vergangenen Jahr mit 5,5 Prozent auch mehr als doppelt so hoch wie das der Buchläden.

Die beiden wichtigsten Warengruppen und Umsatztreiber sind nach den Worten von Kraus vom Cleff die Belletristik, die 35,5 Prozent des Buchmarkts ausmacht, und die Kinder- und Jugendbücher, die einen Marktanteil von 18,3 Prozent haben. Der Umsatz der Belletristik wuchs im vergangenen Jahr um 7,7 Prozent, derjenige der Kinder- und Jugendbücher um 2,5 Prozent.

Der Boom der Hörbücher setzte sich fort, sagte der Hauptgeschäftsführer. Der Umsatz wuchs im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent. Zwischen 2019 und 2023 schoss der Umsatz von Hörbüchern um 190,6 Prozent in die Höhe. Inzwischen würden Hörbücher zu gut 90 Prozent über das Internet durch Downloads und Streaming gehört, CD-Käufe machten nur noch 9,8 Prozent aus.

Der Zunahme des Buchmarkt-Umsatzes steht nach den Worten von Kraus vom Cleff eine Abnahme der Titel gegenüber. Die Erstauflagen sind im vergangenen Jahr um 6,3 Prozent auf 60.230 gesunken, die Übersetzungen ins Deutsche um 6,8 Prozent auf 8.760. Die Lizenzvergaben deutscher Bücher ins Ausland sind leicht zurückgegangen um 1,9 Prozent auf 6.527. Hier blieben vor allem Verlage aus China und Russland weit hinter den Käufen von 2021 zurück.

Die Zahl der Buchkäufer ist den Angaben zufolge erneut gesunken, im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent auf 25,0 Millionen Menschen. Erfreulich hingegen sei, dass die Gruppe der 10- bis 15-jährigen Buchkäufer um 3,9 Prozent auf 2,0 Millionen zugenommen habe, sagte Kraus vom Cleff. Die Zahl der insgesamt bis 19 Jahre alten Leserschaft sei zwischen 2019 und 2023 sogar um 32 Prozent gestiegen. Allerdings schwinde die Bedeutung des Vorlesens durch Eltern und Großeltern als Impulsgeber, ebenso die Anregung durch Freunde oder Geschwister. Hingegen gewinne die Schule als Impulsgeber eine immer wichtigere Rolle.

Ein wachsender Bürokratieaufwand durch neue Gesetze und Berichtspflichten treffe die Branche stark, kritisierte der Hauptgeschäftsführer. Er forderte eine öffentliche Förderung kleiner Verlage zum Erhalt der Vielfalt auf dem Buchmarkt. Die Literatur dürfe bei den Reformen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht hinten herunterfallen, sagte Kraus vom Cleff. Er kritisierte, dass das SWR-Fernsehen die Büchersendung „Lesenswert“ von Denis Scheck einstelle.