Artikel teilen:

Deutsche und polnische Bischöfe: Ukraine weiter unterstützen

Seit Jahren verteidigt sich die Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg. Die Solidarität mit dem Land droht in Europa zu bröckeln. Aus der katholischen Kirche kommt nun ein Weckruf in Erinnerung auch an den Weltkrieg.

Die katholischen Bischöfe in Deutschland und Polen haben dazu aufgerufen, die Ukraine in ihrem Verteidigungskampf gegen Russland weiter zu unterstützen. Europa müsse gemeinsam der Gewalt entgegentreten, erklärten die Vorsitzenden der Deutschen und der Polnischen Bischofskonferenz, Georg Bätzing und Tadeusz Wojda, am Dienstag in Breslau (Wroclaw). “Wir ermutigen unsere Länder, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um das Überleben des ukrainischen Volkes in diesem Krieg zu sichern, sein Elend zu beenden und zur Verteidigung grundlegender Werte wie einem Leben in Freiheit und Würde beizutragen.”

Anlass der gemeinsamen Erklärung war die Feier eines historischen Briefwechsels, der zur Aussöhnung nach den NS-Verbrechen im Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der Deutschen beigetragen hatte. Vor 60 Jahren, am 18. November 1965, schrieben die polnischen Bischöfe an die deutschen: “Wir vergeben und bitten um Vergebung.” Die deutschen Bischöfe antworteten: “Furchtbares ist von Deutschen und im Namen des deutschen Volkes dem polnischen Volk angetan worden (…) So bitten auch wir (…) zu verzeihen.”

Bischof Bätzing und Erzbischof Wojda warnten davor, hinter diesen Wendepunkt in der Geschichte beider Länder zurückzufallen: “Manche politische Akteure versuchen, das immer noch Schmerzende und das historisch Unabgegoltene politisch zu nutzen. Für uns ist klar: Politische Spiele mit den historischen Verletzungen widersprechen dem Geist der Versöhnung, wie er im Briefwechsel zum Ausdruck kam.”

Polens neuer Präsident, der Nationalpopulist und EU-Skeptiker Karol Nawrocki, hat zuletzt das Thema der Kriegsentschädigung wieder verschärft, das die deutsch-polnischen Beziehungen seit langem belastet. Ihm zufolge stehen Polen 1,3 Billionen Euro an Reparationszahlungen von Deutschland zu. Die beiden Bischofskonferenz-Vorsitzenden gingen darauf nicht direkt ein, mahnten aber: “Die Fragen nach dem Umgang mit der gewaltbelasteten Vergangenheit und der Anerkennung von Schuld sollten so diskutiert werden, dass Versöhnung wachsen kann und nicht Wunden neu aufgerissen werden.”

Polen ist ein wichtiger militärischer Verbündeter der Ukraine. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 hat Polen auch Hunderttausende ukrainische Kriegsflüchtlinge aufgenommen. Nawrocki polemisierte dagegen und forderte: “Polen zuerst”. Auf seinen Druck hin wurde die Zahlung von Kindergeld für Kriegsflüchtlinge eingeschränkt.