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Deutsche Akademie für Sprache diskutiert über die Lüge

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung setzt sich auf ihrer Herbsttagung in Darmstadt vom 30. Oktober bis 1. November mit dem Phänomen der Lüge auseinander. Die Lüge sei fachlich interessant, sagte der Vorsitzende der Sprachkommission, der Kasseler Sprachwissenschaftler Andreas Gardt, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Lüge unterlaufe die beiden Funktionen der Sprache, sich in der Welt und in der Gemeinschaft richtig verorten zu können. Historischer Anlass sei die Veröffentlichung des Essays von Harald Weinrich „Linguistik der Lüge“ vor 60 Jahren, aktueller Anlass sei die Einführung des Begriffs „Fake News“ durch die Regierung des US-Präsidenten Donald Trump.

An diesem Donnerstag, 30. Oktober, spricht in der Centralstation der Sprachwissenschaftler Wolfgang Klein über das Thema: „Wieviel Lüge braucht der Mensch?“. Lügenfrei zu reden könne gnadenlos sein, erklärte Gardt. Mit einer Notlüge könne ein Mensch oder ein Sachverhalt wegen eines höheren Guts geschützt werden. Eine Gesprächsrunde diskutiert unter dem Motto „Gegen die Verhexung unseres Verstandes“ (Ludwig Wittgenstein), wobei es auch um die politische Rede gehe. Die Schriftstellerinnen Felicitas Hoppe und Judith Schalansky sowie der Schriftsteller Uwe Timm setzen in einer weiteren Gesprächsrunde einen anderen Akzent: „Die wahren Wahrheiten sind die, welche man erfinden kann“.

„Wir erhoffen uns eine intensive Diskussion“, sagte Gardt. „Die Lüge lässt keinen kalt.“ Am 31. Oktober ist in der Orangerie ein Bericht und ein Gespräch über die Geschichte der Akademie seit 1949 vorgesehen sowie eine Lesung der Georg-Büchner-Preisträgerin 2025, Ursula Krechel. Die Akademie-Preise werden am 1. November im Staatstheater vergeben, darunter der renommierte Georg-Büchner-Preis. Zu diesem Anlass haben sich der Kulturstaatsminister des Bundes, Wolfram Weimer (parteilos), und der hessische Kulturminister Timon Gremmels (SPD) angekündigt.